28. März 2024

Am Borsigplatz geboren

Der Borsigplatz ist die Geburtsstätte von Borussia Dortmund. In einer Gaststätte in einer Seitenstraße gründeten sie 1909 den BVB. Bei Meister- oder Pokalfeiern fahren die Spieler deshalb immer noch im Autokorso um den Platz. Vom alten Glanz des Platzes ist aber wenig geblieben.

„Es ging heiß her dort oben in der ersten Etage der Gaststätte Wildschütz“, erzählt Stadtführerin Annette Kritzler: „Bei der Vereinsgründung im Spiegelsaal der Kneipe sind sogar die Fäuste geflogen“. Opfer des Angriffs: Ein katholischer Geistlicher.

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Die Kirche war alles andere als begeistert vom vermeintlichen Rowdysport  Fußball. Zumal die Spiele am heiligen Sonntag um 14 Uhr ausgetragen wurden: „Der Kaplan hatte Wind davon bekommen, dass in der Gaststätte junge Männer auch noch einen Verein gründen wollten“, berichtet Kritzler von den Ereignissen im Jahr 1909: „Also ging der Kaplan dort vorbei. Er soll aber in eine Faust gelaufen sein“, grinst die Stadtführerin.

Kreisverkehr am Borsigplatz
Kreisverkehr am Borsigplatz

Damals schlug das industrielle Herz Dortmunds rund um den Borsigplatz. Auf der 1870 eröffneten Westfalenhütte schufteten mehrere tausend Menschen. In besten Zeiten waren beim Stahlkonzern Hoesch rund 25.000 Arbeiter in dem Stahlwerk beschäftigt. An diese Zeit erinnern heute noch die prächtigen Gründerzeit- und Jugendstilhäuser rund um den Borsigplatz, einen zweispurigen Kreisverkehr, durch dessen Mitte eine Straßenbahn fährt.

Fans jubelns Spielern am Borsigplatz zu

Nach dem Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft 1956 kehrten die BVB-Spieler zu ihrem Grpündungsort zurück. Schon damals umkreisten sie auf LKW den Platz. Tausende Menschen säumten die Straßen und jubelten der Mannschaft zu, die am Hauptbahnhof angekommen war und von dort Richtung Borsigplatz fuhr.

Gründerzeit-Gebäude am Borsigplatz
Gründerzeit-Gebäude am Borsigplatz

Mit der Krise der Stahlindustrie in den 70er- und 80er-Jahren begann auch der Niedergang des Viertels. 2001 machte das Werk dicht, tausende Arbeiter verloren ihren Job. Von diesem Schock hat sich das Viertel nie erholt. Heute ist es durch hohe Arbeitslosigkeit, einen hohen Migrantenanteil, Junkies und Kriminalität geprägt. Dortmunder fahren über den Platz, die wenigsten würden hier aber aussteigen. Zu verrufen ist die Gegend.

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Nur wenn eine Meisterschaft oder ein Pokal gefeiert werden kann, kehren sie zu Tausenden zur Geburtsstätte des Vereins zurück. Statt schwarz-gelb dominieren rot und weiß mittlerweile die Gründungsgaststätte. Die ist nämlich inzwischen eine Pommesbude, die sich „Pommes rot-weiß“ nennt.

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Text/Fotos/Videos (c) Michael Westerhoff

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