28. März 2024

Das Dortmunder Bier und das Brauereimuseum

Bierduft liegt in der Luft. Früher roch es einmal in der ganzen Stadt nach Hopfen. Heute nur noch an der Steigerstraße in Dortmund. Hier steht die einzige von ehemals über 30 Brauereien der Stadt. Gleich nebenan ist auch das Brauereimuseum untergebracht.

Horst Duffe hat die großen Dortmunder Bierzeiten noch miterlebt. Begeistert erzählt der ehemalige Mitarbeiter der DAB-Brauerei wie er damals in den 1980er-Jahren mit einem Promotion-Truck kreuz und quer durch Amerika gefahren ist. Ein grün-weißer mit Bierfässern beladener LKW, mit dem die Dortmunder Actien Brauerei Reklame in aller Welt für ihr Bier machte.

Horst Duffe mit einer Besuchergruppe
Horst Duffe mit einer Besuchergruppe

„Jedes zehnte in Deutschland verkaufte Bier und jedes fünfte, das exportiert wurde, wurde in Dortmund gebraut“, erzählt Duffe, der seit der Rente Besucher durchs Dortmunder Brauereimuseum führt. DAB war einmal das zweitmeist verkaufte Bier in Deutschland, die Nummer 1 kam ebenfalls aus Dortmund: Union vom damaligen Konkurrenten Dortmunder Union. Nirgendwo auf dem Kontinent wurde in den 60er- und 70er-Jahren so viel Bier gebraut wie in Dortmund. Die Stadt nannte sich stolz „Europas Bierstadt Nr. 1“

Alter Bier-Laster der Union-Brauerei
Alter Bier-Laster der Union-Brauerei

.Ein wenig Glanz der alten Zeit versprüht das Brauereimuseum. Untergebracht in der ehemaligen Hansa-Brauerei. Die alten Sudkessel stehen noch (Bild ganz oben). Das heute als Billigbier bekannte Hansa wird längst nicht mehr in Dortmund gebraut, sondern unter anderem in Frankfurt, deshalb musste der Name „Dortmunder“ aus dem Markennamen gestrichen werden.

Bierverkostung in der Brauerei: Kronen Export, Hövels, Brinkhoffs, DAB (von links nach rechts)

Um 1900 brauten noch 30 Dortmunder Brauereien Bier. Schön zu sehen auf einer interaktiven Tafel im Museum. Wer beispielsweise „1901“ drückt, sieht die über die ganze Stadt verteilten Brauereien und kann sich zu jeder mit einem weiteren Klick Hintergrundinfos holen. Rohstoffmangel als Folge des Ersten Weltkriegs und die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen machten vielen das Leben schwer. Übrig blieben acht Marken: DAB, Union, Hansa, Thier, Kronen, Bergmann, Stifts und Ritter, die zeitweise bis zu 6.000 Menschen beschäftigten.

Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stammt auch der Tresen, den Duffe und seine Kollegen vor dem Sperrmüll gerettet haben. Heute steht die Holztheke im Museum. Darauf platziert: Flaschen der bekanntesten Dortmunder Biersorten. Wer eine aus der Theke hebt und sie anschließend auf ein Tablett stellt, kann alte Werbefilme der Brauereien sehen.

Theke im Museum, an der sich Besucher alte Werbespots anschauen können
Theke im Museum, an der sich Besucher alte Werbespots anschauen können

Ein Ausflug in die Hoch-Zeit der Brauereien in den 60ern bis 80ern. Ex-BVB-Spieler, etwas in die Jahre gekommen und auch nicht wirklich athletisch schlank, stößt mit einem Stifts-Pils an, Kronen bewirbt die Bier-Blume wie sie mit dem heutigen Schaum gar nicht mehr entstehen könnte, Jochen Mass rast mit einem Oldtimer durch die Gegend und bewirbt Brinkhoffs Nummer 1.

Alte Abfüllanlage
Alte Abfüllanlage

Werbespots aus einer Zeit als es noch mehrere unabhängige Brauereien in Dortmund gab. Der Abstieg begann bereits in den 70er-Jahren. Die Dortmunder ruhten sich auf ihren Erfolgen aus während die Sauerländer mit Warsteiner, Krombacher und Veltins den Geschmack der Zeit erkannten und mit ihren Pilsener-Sorten Deutschland eroberten.

Alte Bügel-Bierflaschen
Alte Bügel-Bierflaschen

Die Folge: Immer mehr Brauereien schlossen sich zusammen. Die drei kleinen Privatbrauereien Kronen, Thier und Stifts, die Ritter und die Union zusammen mit Berliner Brauern zum Konzern „Brau und Brunnen“. Die DAB hatte bereits die Hansa geschluckt und braute auf dem alten Hansa-Gelände, auf der auch das Brauereimuseum steht. Mittlerweile gibt es nur noch eine einzige Brauerei, die alle Dortmunder Sorten produziert. Die DAB, die zur Radeberger-Gruppe gehört, die wiederum im Besitz des Dr.-Oetker-Konzern ist.

Die DAB-Brauerei - die einzige in Dortmund verbliebene Brauerei
Die DAB-Brauerei – die einzige in Dortmund verbliebene Brauerei

Werbespots wie damals gibt es heute nicht mehr zu sehen. Die DAB bewirbt nur noch NRW-weit die Marke Brinkhoffs Nummer 1 und lokal Kronen-Pilsener. Alles andere wird komplett ohne Marketing produziert. Die Folge: Immer mehr Sorten sterben. Das ehemals stolze DAB wird nur noch als Auslandsmarke beworben. Gerade hat Oetker den Einstieg in den chinesischen Markt gewagt. Mit Ein-Liter-Dosen, auf deren Rückseite BVB-Spieler für das Bier made in Germany wirbt.

Das Museum erinnert an stolzere Zeiten, zeigt alte Abfüllanlagen, alte Bierkrüge und Emaille-Reklameschilder, einen Film über Dortmunds Braugeschichte, einen alten Bier-LKW und viele Fotos aus den Tagen als die Dortmunder Brauereien noch europaweit spitze waren. Der Eintritt ins Museum ist frei. Es gibt auch Führungen mit Bierverkostung. Die kosten dann aber Geld.

2 Gedanken zu “Das Dortmunder Bier und das Brauereimuseum

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