29. März 2024

Festspielhaus Bayreuth – Wagners Vision vom eigenen Opernhaus und vom Fundraising

Das Festspielhaus in Bayreuth ist wirklich keine Schönheit. Und trotzdem in vielerlei Hinsicht etwas Beonderes: Dass sich ein Komponist für seine Werke ein eigenes Haus baut, ist bemerkenswert. Dass Richard Wagner damit jedoch das heute populäre Fundraising erfand, ist nahezu unbekannt.

Als Wagner 1851 den Ring der Nibelungen fertiggesetllt hatte, machte er sich Gedanken über ein Theaterfestival, das sollte die zu dieser Zeit populären Turnfeste und Gesangsfeste ergänzen. Wenig später fand er in Märchenkönig Ludwig II. einen Unterstützer. Zuammen mit Walter Semper, dem Erbauer der Dresdner Semper Oper, machte sich Wagner Gedanken üner einen Bau in München. Die Wahl file letztendlich jedoch auf Bayreuth.

In Bayreuth stand bereits eine Oper. Das Markgräfliche Opernhaus (siehe Foto unten) mit der größten Bühne ihrer Zeit. Genau die richtige Dimension für Wagners opulente Werke. Zudem war der Komponist fasziniert von dem Gedanken, ein Festspielhaus abseits des Trubels der Großstädte zu bauen. Zwar verwarf Wagner später die Pläne, das ursprüngliche Opernhaus zu übernehmen, blieb jedoch bei der Standortwahl.

Seitenansicht Festspielhaus Bayreuth
Seitenansicht Festspielhaus Bayreuth

Wäre es ihm in München ein leichtes gewesen, sein Projekt zu realisieren, stieß er im provinziellen Bayreuth schnell an seine Grenzen, schließlich fehlten hier die finanzkräftigen Unterstützer. Trotzdem legte der Komponist 1871 den Grundstein. Die Eröffnung verzögerte sich jedoch immer wieder, weil sein „Patronatsmodell“ nicht funktionieren wollte. Wagners Plan: Einzelne Anleger zeichnen ein Patronat, mussten dafür 300 Taler für den Bau zahlen und erhielten gleichzeitig Eintrittskarten für Vorstellungen im Festspielhaus. Tatsächlich sammelte Richard Wagner so eine Menge Geld ein. Deshalb gilt er als Erfinder des Fundraisings, das heute zur Finanzierung von Projekten, immer beliebter wurde.

Markgräfliches Opernhaus in der Innenstadt von Bayreuth
Markgräfliches Opernhaus in der Innenstadt von Bayreuth

Letztendlich griff ihm jedoch Ludwig II. mit zwei Krediten unter die Arme, sodass der Bau 1876 mit der Aufführung des Rheingolds eröffnet wurde. Allerdings entwickelte sich die Veranstaltung zum finanziellen Desaster, sodass die Festspiele bis 1882 Pause machen mussten und erst mit der Uraufführung des Parsifal eine Fortsetzung fanden. Trotz der schwierigen Anfangsjahre entwickelte sich das Festival immer besser, sodass Wagner den Kredit von Ludwig II. komplett zurückzahlen konnte.

Wegen Kriegen, Inflation oder Finanzierungsschwierigkeiten fielen die Wagner-Festspiele mehrfach aus. Seit 1951 werden sie jedoch durchgehend durchgeführt. Wagner selber erlebte nur das Fest nur 1882, er verstarb im Februar 1883 im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt in Venedig.

Text/Fotos (c) Michael Westerhoff

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