22. November 2024

UFO in Lünen: Das Colani-Ei

Das UFO von oben (Foto: Stadt Lünen)

Mitte der 90er-Jahre landete in Lünen ein UFO. Auf dem alten Förderturm der stillgelegten Zeche Achenbach. Der wohl schillerndste deutsche Designer, Luigi Colani, hat es entworfen. Ursprünglich wollte der Herr der runden Formen selbst einziehen.

Fast neun Millionen Menschen verfolgten die Spurensuche von Tatort-Kommissar Peter Faber. Die führte ihn in der ersten Dortmunder Folge „Alter Ego“ in ein futuristisches Büro mit Bullaugen. Hier hatte die Firma von Henrdik Strehlsen, der später als Doppelmörder überführt wird, ihren Sitz. Die Fernsehproduktionsfirma hatte sich für den Tatort eine der spektakulärsten Locations im Ruhrgebiet ausgesucht: Das Colani-UFO oder Colani-Ei wie es ursprünglich einmal hieß.

Das Colani-Ei – der Schacht IV der Zeche Minister Achenbach

Die Geschichte des UFOS beginnt mit dem Zechensterben im Ruhrgebiet. 1990 fährt die letzte Schicht auf der Zeche Minister Achenbach ein. Nach 70 Jahren Bergbaugeschichte am Standort. So wie Lünen geht es den meisten Städte. Nur dass die ihre Fördertürme abreissen oder als Zeugen einer vergangenen Zeit frisch anmalen und in der Gegend rumstehen lassen. Vermutlich wäre das auch in Lünen passiert, hätte sich nicht Star-Designer Luigi Colani gemeldet.

Statt Abriss: Colani-Ei

Colani träumt von einem deutschen Designzentrum. Der Mann, der von einer Liege über Rennwagen bis zu Sattelschleppern fast alles entworfen hat, will mit Mitte 60 noch einmal groß durchstarten und sein Wissen über alles, was rund ist, weitergeben. Den Star-Designer fasziniert der Strukturwandel im Ruhrgebiet. Er will in der alten Welt aus Kohle und Stahl, die gerade mitten im Sterben liegt, eine ganz neue schaffen. Nach seinen Vorstellungen. Rund, biologisch, ökologisch, nachhaltig.

UFO von außen
UFO von außen

Streit zwischen Colani und Stadt

Das UFO, das eigentlich Colani-Ei heißt, wird das einzige bleiben, was der Künstler in Lünen schafft. Immerhin. Warum die Pläne scheitern, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen unterstellen dem exzentrischen Colani, dass er nur leere Versprechungen gemacht habe, die wie eine wohl geformte runde Seifenblase zerplatzten, und sich als die Staatsknete aufgebracht war, aus dem Staub gemacht hat. Die anderen kritisieren provinzielle Kommunalpolitiker, die dem Meister geistig einfach nicht folgen konnten.

So bleibt eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten der Region. Ein UFO auf dem Gerüst des alten Achenbach-Förderturms. In 37 Meter Höhe ziehen Büros ein. Unten am Fuß des Flugobjektes entsteht statt des Designzentrums ein Technologiezentrum wie es fast jede Stadt zwischen Ruhr und Lippe ihr Eigen nennt.

Leerstand des UFOs

Trotz des futuristischen Aussehens fand sich für das UFO kein langfristiger Mieter, sodass es 2009 zu einer Business-Lounge ausgebaut wurde. Für 750 Euro pro Tag kann das Ei nun für Konferenzen, Seminare oder Feiern in ganz besonderem Ambiente angemietet werden. Davon machen Unternehmen zunehmend Gebrauch, denn es gibt wohl kaum einen anderen Ort, an dem Produkte so spektakulär präsentiert werden können.

Neuer Name: Lüntec-Tower

Offiziell heißt das Gebäude inzwischen Lüntec-Tower. Auffällig ist, dass der Name „Colani“ mehr oder minder aus den offiziellen Verlautbarungen der Stadt gestrichen ist. Auf der Lüntec-Homepage findet er sich kein einziges Mal. Ohnehin geht die Stadt eher sparsam mit ihrer größten Sehenswürdigkeit um. Wer in der Gegend ist, sollte sich das UFO jedoch nicht entgehen lassen.

Das dachten sich auch die Tatort-Macher. Als der Lüner Wirtschaftsförderer ihnen das schwebende Zechen-Objekt anbot, waren sie Feuer und Flamme und griffen umgehend zu. Dass in der Tatort-Folge das UFO nach Dortmund eingemeindet wurde und der Name Lünen kein einziges Mal fiel, war für die Lüner allerdings ein Schönheitsfehler.

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