Der Dortmunder Friedensplatz hat es zu überregionaler Bekanntheit geschafft. Das liegt allerdings weniger an dem schmucklosen Platz mit Friedenssäule in der Mitte. Vielmehr ist es der Fußball-Platz in der Stadt. Sozusagen Borsig-Platz reloaded oder Borsig-Platz 2.0.
Wenn der BVB eine Meisterschaft oder einen Pokalsieg feiert, dann schwirren Fernsehteams aus Mainz oder Köln instinktiv zum Borsigplatz aus. Zur Geburtsstätte des BVB. Hier wurde der Verein schließlich 1909 gegründet. Hier feierten die Helden der 60er Meisterschaft und Europapokal. Allerdings liegt der Borsig-Platz etwas weit weg vom Schuss und nicht gerade in der besten Gegend der Stadt, deshalb ist längst der Friedensplatz Ziel aller Feierwütigen.
Geboren wurde diese Idee in den 90ern. Hier standen 1995 und 1996 Zorc und Co auf der Rathaustreppe, um die Schale in die Höhe zu recken, hier zeigte 1997 Lars Ricken den Fans den Championsleague-Pokal, hier feierte Matthias Sammer als Trainer die Überraschungsmeisterschaft 2002. Und die Helden der Meisterschaften 2011 und 2012 machten auch hier Station.
Ob Championsleague-Finale 2013, DFB-Pokal-Endspiel 2012, 2014 und 2015, EM- oder WM-Spiele – auf dem Friedensplatz steht die große Leinwand für das Public Viewing. Zugegeben. 2006 konnte das Sommermärchen wesentlich unbeschwerter gefeiert werden als der DFB-Pokalsieg 2012. Seit der Loveparade-Katastrophe in Duisburg sind die Zugangskontrollen schärfer und die Kapazität des Platzes beschränkt. Für das Championsleague-Finale 2013 und das DFB Pokalfinale 2014 wurden deshalb zwei zusätzliche Public Viewing Areas in der City aufgebaut.
Über 10.000 Fans jubelten und trauerten beim Championsleague-Finale allein auf dem Friedensplatz. Am Ende flossen nach dem 2:1 der Bayern im Championsleague-Endspiel bittere Tränen. Wenige Minuten später stimmten die Anhänger aber bereits wieder „Olé, hier kommt der BVB“ an. Nicht zu Unrecht trägt Dortmund den inoffiziellen Titel „Fußballhauptstadt“.
Trotzdem. Wenn die Stadt über eine Umbenennung des Platzes diskutiert – das tut sie tatsächlich – dann sollte er nicht nach dem Alt-Oberbürgermeister Samtlebe, sondern nach dem BVB benannt werden. Das wäre zudem ein Novum: In keiner deutschen Stadt ist ein Platz nach einem Bundesligisten benannt.
Das quadratisch-praktische Gebäude im Hintergrund ist übrigens das Dortmunder Rathaus. Immer wieder für einen Skandal gut. Mal unterschlägt eine Mitarbeiterin des Oberbürgermeister eine Million Euro, um sie in Kokain zu investieren, ein anderes Mal verschweigt der Oberbürgermeister, der hier seinen Amtssitz hat, ein 100-Millionen-Euro-Loch in der Kasse, sodass die Kommunalwahlen wegen des Betrugs am Wähler wiederholt werden müssen.
Stimmung ist also immer in der Bude. Am meisten allerdings, wenn wieder mal eine Meistermannschaft zu Gast ist, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.
Auch beim DFB-Pokalfinale 2014 gegen Bayern München feierten die Dortmunder wieder wie beim Championsleague-Finale mit einer großen Leinwand auf dem Friedensplatz und zwei weiteren in der Innenstadt. Bilder und Informationen dazu im Artikel „Gelbes Meer auf dem Friedensplatz“.
Colorfulcities-Video vom Pokalfinale 2016
Text/Fotos/Nachbearbeitung (c) Michael Westerhoff
Ein Gedanke zu “Borsigplatz reloaded oder BVB-Platz”