Zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Vietnams gehört das Tunnelsystem in Cù Chi. Die vietnamesischen Partisanen errichteten Tunnel in einer Länge von über 200 Kilometern, um die Amerikaner zu bekämpfen.
„Da passten die dicken Amerikaner nicht durch“, scherzt mein Guide auf der Tour durch das Tunnelsystem. Tatsächlich sind die Eingänge so schmal, dass ein normal gewachsener US-Amerikaner nicht hinein krabbeln konnte. Die wesentlich kleineren Vietnamesen schon.
Leben unter der Erde
Bereits im Krieg gegen die französischen Kolonialherren gruben die Vietnamesen im Dorf Cù Chi erste Tunnel, um von dort die Franzosen anzugreifen. Aber erst im Vietnamkrieg wurde das System perfektioniert. Das komplette Leben wurde unter die Erde verlegt. Auf drei Etagen.
Die Kinder drückten unterirdisch die Schulbank, Frauen kochten für die Partisanen, die wiederum versteckten sich unter der Erde vor den amerikanischen Soldaten. Es gab ein Lazarett, Schlafräume und Waffen wurden ebenfalls repariert. Ein ausgeklügeltes System mit Belüftung und unendlichen Gängen. Die Gänge waren nur 60 Zentimeter breit und 80 Zentimeter hoch.
Fallen gegen US-Amerikaner
Über der Erde ist davon nichts zu sehen. Die Eingänge im vietnamesischen Wald kannten nur führende Partisanen. Die Belüftung erfolgte mit Mini-Schächten. Rundherum hatten die Vietnamesen bestialische Fallen aufgestellt, die gegnerische Soldaten zerquetschten, wenn sie in die Falle getappt waren.
USA hatten keine Ahnung
Aus den Tunneln wurden auch Angriffe auf Saigon geplant, in den ersten Kriegsjahren hatten die Amerikaner keine Ahnung vom geheimen System, später entdeckten sie es und bombardierten die Anlagen mehrfach. Ohne Erfolg.
Ein Teil des Tunnels ist für Touristen geöffnet. Obwohl es eigens für Besucher vergrößert wurde (1,20 Meter hoch, 80 Zentimeter breit), bekommen normal gewachsene Europäer Platzangst, wenn sie gebückt unter der Erde die Räumlichkeiten besichtigten. Das Tunnelsystem liegt ungefähr 70 Kilometer von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff