8.000 Ton-Soldaten der Terrakotta-Armee, ein Mausoleum so groß wie Manhattan – schon zu Lebzeiten gab Kaiser Qin Shihuangdi eine riesige Grabanlage in Auftrag.
So ein Denkmal hat sich wohl sonst kein Herrscher gesetzt. Ein riesiges Areal mit mindestens 8.000 Soldaten aus Ton. Plus Pferde und Generäle. Beeindruckend wie die Soldaten heute aufgereiht in einer großen Halle stehen.
Übergroße Soldaten
Die Terrakotta Armee ist eigentlich eine Garnison, für eine Armee sind es zu wenig Soldaten. Der Begriff hat sich aber trotzdem eingebürgert. Sie sind keine naturgetreue Nachbildung von Soldaten, dafür sind sie mit 1,85 Metern (einfache Soldaten) und zwei Metern Höhe (Generäle) zu groß.
Kaiser Qin Shihuangdi, der das zersplitterte chinesische Reich vereinigte, hat den Bau des Mausoleums schon zu Lebzeiten in Auftrag gegeben. Die Armee sollte ihn wohl auch im Tod beschützen.
Durch Zufall entdeckt
Über 2.000 Jahre schlummerten die Ton-Soldaten in der Erde. Bis Bauern auf dem Gelände einen Brunnen bohren wollten. Das war 1974. China wollte den Fund erst geheim halte, doch schnell sprach sich rum, welche archäologische Sensation sich da nahe Xi’an gefunden hatte. Die Bauern dürften allerdings bereut haben, dass sie das Loch nicht gleich wieder zugeschüttet haben. Sie wurden vom Land vertrieben und bekamen nur ein kleines Taschengeld für ihren Fund.
Die Terrakotta-Armee und Xi’an im Colorfulcities-Video:
In der Ausstellung können Sie auch Archäologen bei der Arbeit zuschauen. Längst sind nicht alle Soldaten ausgegraben. Viele sind im Laufe der Jahrhunderte kaputt gegangen. Archäologen sammeln einzelne Ton-Stücke und versuchen diese, Figuren zuzuordnen und sie wieder zusammenzusetzen.
Sechs Millionen Besucher
Die Terrakotta-Armee gehört zu den Hauptattraktionen in China – jährlich besuchen sechs Millionen Menschen die tönernen Soldaten. Entsprechend voll ist es auf dem Gelände. Eine frühe Anreise schadet nicht. Bei Rundreisen ist häufig ein halber Tag für die Armee (ggf. noch mit anschließendem Mittagessen eingeplant). Das ist eigentlich zu viel Zeit. Irgendwann ist man einfach die gleich aussehenden Soldaten leid. Falls Sie Ihren Reiseleiter überreden können, verkürzen Sie die Zeit und besichtigen Sie lieber die Innenstadt und die Stadtmauer von Xi’an.
Der Kaiser hat bis heute eine große Bedeutung für die chinesische Gesellschaft. Er hat die Grundlagen für die Philosophie geschaffen, nach der China bis heute regiert wird und die das Land stark geprägt hat. Für Qin Shihuangdi zählte der einzelne Bürger nichts, nur das Kollektiv. Er ging dabei über Leichen. Über zwei Millionen Chinesen sollen ihm durch Zwangsarbeit und Hinrichtung zum Opfer gefallen sein.
Philosophie des Kaisers wirkt bis heute
Mißliebige Bürger wurden einfach zwangsumgesiedelt. So wie das die chinesische Regierung bis heute auch tut. Weitere Zwangsumsiedlungen erfolgten wegen seiner Bauprojekte. Eine weitere Parallel zum heutigen China. Für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms musste über eine Million Chinesen ihre Heimat verlassen.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff