Am Kreuzkap leben bis zu 200.000 Roben. Ihr könnt die Tiere in einer der größten Robben-Kolonien der Welt aus nächster Nähe beobachten.
„Immer der Nase nach“ – selten hatte der Spruch so viel Wahres wie am Kreuzkap in Namibia. Schon aus hunderten Metern Entfernung habt ihr den beißenden Gestank der Robben-Kolonie in der Nase. Und das Geschrei der Tiere in den Ohren. Mal davon abgesehen, ist der Besuch ein überwältigendes Erlebnis.

Was ein Bild! Robben so weit das Auge reicht. Tausende Tiere sitzen und liegen auf Felsen und am Sand-Strand. Auch das Meer ist schwarz vor Tieren. Zwischen den Alten krabbeln zahlreiche junge Heuler. Als ich im April dort bin, sind sie erst wenige Wochen alt. 200.000 Tiere leben zu Spitzenzeiten an dem kleinen Strandabschnitt am Kreuzkap und bringen auch hier ihre Jungen zur Welt.
200.000 Robben auf kurzem Abschnitt
Namibia hat um die Kolonie ein Naturreservat errichtet. Ihr könnt mit dem Auto fast bis an die Robben ranfahren. Ihr seid nur durch einen kleinen Zaun von den Tieren getrennt. Die stören sich auch nicht weiter an euch. Sie watscheln um euch rum oder schleichen sich unter dem Steg, auf dem ihr gehen könnt, unter euch Richtung Meer.

Die Robbenkolonie liegt etwa 130 Kilometer nördlich von Swakopmund. Wer auf dem Weg ins Damaraland oder in den Etosha-Nationalpark ist, muss ohnehin in diese Richtung. Ihr könnt erst das Schiffswrack in Henties Bay mitnehmen, danach endet die asphaltierte C34 und geht in eine Sandstraße über. Die ist aber gut planiert, also kein Problem.
Salzkristalle zum Verkauf
Bis auf ein paar Touristen trefft ihr auf den 50 Kilometern zwischen Henties Bay und der Kolonie nur ein paar andere Touristen und einige Arbeiter. Auf der Strecke liegen einige Salzgewinnungsanlagen. Ihr könnt auch riesige weiße Salzberge sehen. An der Straße stehen auf Bänken zahlreiche Kristalle, die ihr gegen einen Obolus, den ihr in eine Dose werft, mitnehmen könnt. Mit dem Verkauf verdienen sich die Arbeiter etwas dazu.

Die große Robbenkolonie zeichnet ein Bild von einem tierliebenden Namibia. Allerdings gehört Namibia zu den wenigen Ländern der Welt, in denen die Robbenjagd erlaubt ist. Das Land tötet jedes Jahr etwa 80.000 Tiere. Die Tiere werden in Lüderitz verarbeitet, die Felle in alle Welt exportiert. Namibia sagt, dass es damit die Population kontrolliert.
Hier betrat der erste Europäer Namibia
Neben der Robbenkolonie bekommt ihr hier auch noch zwei Kreuze zu sehen. Das eine haben die Deutschen 1893 aufgestellt, das andere etwa 100 Jahre später. Die Kreuze erinnern an den portugiesischen Seefahrer Diego Cão, der 1486 als erster Europäer hier Land betreten hat. Er hatte damals ein kreuz aufgestellt, das bis 2019 in einem Museum in Berlin stand. Mittlerweile hat Deutschland das Kreuz an Namibia zurückgegeben.
Die Robben-Kolonie liegt direkt an der C34. Wenn ihr denkt, dass ihr am Ende der Welt abgekommen seid, dann seid ihr fast da. Leider führt der Weg nicht weiter. Ihr müsst also etwa 55 Kilometer hin und zurück dieselbe Strecke fahren.