So viel deutsche Geschichte gibt es selten auf so kleinem Raum. In Worms könnt ihr bei einem Spaziergang Luther, die Nibelungen und Kaiser Barbarossa entdecken. Hier zehn Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt.
Siegfried, Hagen und die Nibelungen waren der Sage nach in Worms zuhause. Karl der Große, Barbarossa und viele andere Könige des frühen Mittelalters haben in Worms residiert. Luther hat hier seine Thesen verteidigt. In Worms findet ihr auf wenigen hundert Metern unfassbar viel deutsche Geschichte. Alles fußläufig zu erreichen. Ideal für einen Spaziergang. Die Stadt wirbt dseswhalb mit einem „Spaziergang durch zwei Jahrtausend“.

1. Das Licht in der Dreifaltigkeitskirche bewundern
Diese Kirche steht im Grunde am falschen Platz. Die Protestanten nahmen an, dass Luther seine Thesen in der alten Münze gegenüber Karl V. verteidigte. Deshalb bauten sie die Dreifaltigkeitskirche 1725 an den Ort der alten Münze. Wie wir heute wissen, fand der Reichstag zu Worms aber an anderer Stelle statt. Das Gotteshaus ist bei einem Bombenangriff im Februar 1945 komplett zerstört worden. Ihr befindet euch also in einem wiederaufgebauten Gebäude, das schlichter als der Original-Bau ist. Auch das, was die Kirche spannend macht, ist neu. Es sind die bunten Fenster, die für ein tolles Licht im Kirchenschiff sorgen.

2. Auf den Königsthron steigen
Der Thron ist zwar ein Kunstwerk, er erinnert aber an das, was den meisten (mir inklusive) nicht bewusst ist. Worms war im frühen Mittelalter eine der wichtigsten deutschen Städten. Zahlreiche Herrscher haben hier residiert. Wenn sie denn residiert haben, denn die Könige im Mittelalter waren „Reisekönige“, also welche, die mit ihren Truppen ständig unterwegs waren und nicht an einem Ort residiert haben wie es später der Fall .
Der Doppelthron ist den beiden prominentesten Herrschern gewidmet, die von Worms aus geherrscht haben: Kar, dem Grossen, der die ersten 22 Jahre seiner Regentschaft hier und nicht in Aachen verbracht hat, und König Barbarossa, der – wenn er mal an einem festen Ort war – die meiste Zeit in Worms zuhause war. Auch Karl V. war häufig in Worms. Hier verurteilte er Luther.

3. Die Stadtmauer anschauen
Bei einem Stadtrundgang begeben euch in Worms an vielen Stellen Reste der alten Stadtmauer und alte Stadttore. Bereits 360 nach Christi bauten die Römer die erste Mauer, weil die Überfälle von der anderen Rheinseite zunahmen. Die heute sichtbaren Teile der Mauer stammen größtenteils aus der Zeit ab 1200. Die Stadt Worms hat die Geschichte der Mauer hier sehr schön beschrieben.

4. In den Dom gehen
Hier wurde ein Papst nominiert, Kaiser Friedrich II. heiratete hier, mehre deutsche Kaiser sind im Wormser Dom begraben. Worms war im frühen Mittelalter eine bedeutende Stadt. Zu der gehörte auch ein Dom. Also wurde einer zwischen 1130 und 1181 gebaut. Allein schon wegen ihres Alters sind solche Gebäude häufig schwere beeindruckend. Ihr könnt im Dom auch einige alte Salier-Gräber anschauen. Von Regenten, die bereits um 990 gestorben sind. Ziemlich lange her. Lasst euch einfach vom Hauch Mittelalter verzaubern.

5. In Luthers Fußstapfen treten
Worms ist der Ort, in dem Luther 1521 seine Thesen verteidigen musste. Daran erinnern verschiedene Gedenkstätten in der Stadt. Allen voran das Lutherdenkmal von 1868 am Lutherplatz und die 2017 eingeweihte Gedenkstätte „Luthers große Schuhe“. Die Schuhe stehen im Heyselhofpark, nur wenige Meter vom Denkmal entfernt. Da keine historischen Gebäude, in denen Luther aufgetreten ist, erhalten sind, hat man sich für den Bau dieser Stätte entschieden. An dieser Stelle soll Luther damals seine Thesen verteidigt haben.

6. Drachen suchen
Zur Nibelungen-Sage gehören Drachen. Siegfried war schließlich ein Drachentöter. Und weil Worms die Nibelungen-Stadt ist, findet ihr im Stadtgebiet zahlreiche bunte Drachen. So wie den auf dem Foto, der im Park am Lutherring in der Nähe des Lutherdenkmals steht. Einfach mit offenen Augen durch Worms gehen, dann trefft ihr einen Drachen.

7. Das Hagen-Mural anschauen
Die Wormser Innenstadt ist – nun ja – nicht die hübscheste. Sie besteht aus sehr vielen Döner-Buden und nicht allzu viel attraktiven Geschäften. Das mag auch an einem Einkaufszentrum am Rande der City liegen, indem ihr u.a. C&A und H&M findet. Die Architektur besteht hauptsächlich aus flott nach dem Krieg hochgezogenen Häusern. Nicht schön. Eine besondere Scheußlichkeit ist das Rathaus. Ein Lichtblick ist das riesige bunte Hagen-Mural am Dom-Hotel. Es zeigt Hagen von Tronje, einen Drachen und das Wormser Stadtwappen

8. Ins jüdische Viertel gehen
Im Mittelalter war das Städtedreieck Worms – Speyer – Mainz das Zentrum der Juden in Europa. Mittlerweile gehören zahlreiche erhaltene Gebäude zum UNESCO-Welterbe. In Worms könnt ihr unter anderem den jüdischen Friedhof, die Synagoge (siehe Bild), ein jüdisches Museum und das jüdische Viertel besichtigen. Details findet ihr hier. Es gibt auch organisierte Führungen.
9. Mit Hagen ein Bier trinken
Wer mit dem Flusskreuzfahrtschiff nach Worms kommt, trifft als Erstes Hagen. Die Statue von 1905 steht direkt an der Landungsbrücke am Rhein. Das Denkmal soll daran erinnern, dass Hagen von Tronje den Nibelungenschatz im Rhein versenkt hat. Direkt neben dem Denkmal befinden sich mehrere nette kleine Lokale, einige in schönen Fachwerkhäusern. Ein Lokal braust das Hagen-Bräu. Bei Sonnenschein sitzt ihr hier ganz herrlich am Rhein. Hagen und den Nibelungen-Turm im Blick.

10. Den Nibelungen-Turm fotografieren
Der Nibelungen-Turm befindet sich direkt neben Hagen und den Gaststätten. Der hat mit den Nibelungen nichts zu tun, heißt nur so, weil die Brücke über den Rhein den Namen „Nibelungenbrücke“ trägt. Am Turm findet ihr deshalb auch nur Symbole und Wappen des Großherzogtums Hessen. Der Turm ist nicht für die Öffentlichkeit geöffnet. In den unteren Etagen sitzt die Rheingütegesellschaft, die die Qualität des Rhein-Wassers überprüft, in den fünf Etagen darüber sind Schlafräume der Pfadfinder. Könnt ihr meinen. Dürfte über der Fahrbahn aber reichlich laut sein.
Ursprünglich hatte die Brücke zwei große Türme. Beide inklusive der Brücke wurden im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht zerstört, um den Amerikanern die Überquerung des Rheins zu erschweren. Auf der Brücke standen Flaggeschütze. Nach dem Krieg wurde die Brücke neu gebaut, der vordere Turm wiederaufgebaut.