Bis vor kurzem war er der größte sitzende Buddha der Welt: Der 34 Meter hohe Tian Tian Buddha, auch Big Buddha genannt, auf der Insel Lantau in Hongkong.
Bei dieser Sehenswürdigkeit habe ich lange mit mir gerungen, wie ich Ihnen die Geschichte erzählen soll. So wie sie in den Hochglanzbroschüren steht? Dass sich auf der Insel Lantau das buddhistische Zentrum Hongkongs befindet? Oder welcher Eindruck sich beim Besuch dieses Ausflugsziels aufdrängt? Dass es sich um ein buddhistisches Disneyland handelt!
Ja, der 34 Meter hohe Buddha, den man über eine Treppe mit 236 Stufen erreicht, hat etwas. Aber ist er authentisch oder haben ihn kluge Tourismusplaner 1993 einfach auf einen Hügel gestellt, um die bis dahin weitgehend unbesiedelte Insel für den Tourismus zu entwickeln?
Lantau ist die Insel, auf der der neue Flughafen Hongkongs entstanden ist. Bis dahin gab es hier ein paar Fischerdörfer und das etwas größere Tun Chung. Sonst nur Wald und ein buddhistisches Kloster, das 1924 gegründet wurde. Mitten im Wald in den Hügeln, abgeschnitten vom Rest der Welt.
Heute starten und landen von hier alle Passagiere, die per Flugzeug von und nach Hongkong reisen. Tun Chung ist zu einer gesichtslosen Satellitenstadt mit über 200.000 Einwohnern angewachsen, 2005 eröffnete das „Hong Kong Disneyland“. Und es gibt eben Buddha.
Nach Tun Chung führt eine U-Bahn-Linie, eröffnet im Zuge der Einweihung des Flughafens. Von dort fährt die „Ngong Ping 360“-Seilbahn zum Buddha. Die 25-minütige Fahrt in kleinen Gondeln ist wegen des Ausblicks auf Hügel, Meer, Airport und Buddha sehr beeindruckend. Wenn da nicht die Wartezeiten von bis zu zwei Stunden an der Talstation wäre. Wer im Hotel online Tickets reserviert, kann übrigens grinsend an der langen Schlange vorbei gehen und muss nicht warten.
Oben angekommen, spucken die Gondeln im Minutentakt Touristen aus. Bevor die zu Buddha gelangen, werden sie erst einmal durch ein kleines Dorf geführt, das an eine historische chinesische Siedlung erinnert, in Wahrheit aber ein Nachbau ist. Mit Schnell-Restaurant, Souvenirläden und Kung-Fu-Showtempel.
Wer sich da durchgequält hat, kann endlich die Stufen zum Buddha erklimmen. Rund um ihn rum gehen, über die Größe staunen und den Blick genießen. Der fällt zwangsweise auf das buddhistische Kloster zu Füßen der Statue. Auch das Kloster können Sie besichtigen. Ein stolzer Bau, dem aber auch irgendwie das Authentische fehlt. Die kleinen Tempel an anderen Stellen Hongkongs verfügen eindeutig über mehr Atmosphäre.
Wie anfangs erwähnt, war ich mir unsicher, ob ich Ihnen die Geschichte so erzählen soll. Eine kleine Recherche bei Tripadvisor zeigte aber, dass andere das ganz ähnlich empfunden haben. Eins bleibt aber festzustellen: Die Seilbahn-Fährt ist wegen des Ausblicks schön. Ob das Buddha-Disneyland etwas für Sie ist, entscheiden Sie am besten selbst vor Ort.
Big Buddha, die Seilbahn und andere Hongkong-Highlights im Colorfulcities-Video:
Video: Hongkong im Zeitraffer
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff