Wer den Amazonas besucht, wird zwangsläufig mit der Zerstörung des Regenwaldes konfrontiert. Es wird immer noch kräftig abgeholzt, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen.
Vogelgezwitscher, mal das Quaken eines Frosch – mehr ist nicht zu hören mitten im Urwald am Amazonas. Interessanter ist da schon, was zu sehen ist. Neben Millionen von Bäumen mehrere Rauchsäulen, die direkt über dem Dschungel stehen. Blitzeinschlag wäre eine Erklärung, Brandrodung ist wahrscheinlicher. Ob Tag oder Nacht. Feuer sind am Amazonas fast immer zu sehen.
Eins brennt auf einer Farm an einem Seitenarm des Rio Negro, der später in den Amazonas fließt. Nein, ihren Namen will die Familie nicht nennen, die dort Feuer gelegt hat, ein Foto ist ok. Vor fünf Jahren ist die indianisch-stämmige Familie aus der Großstadt Manaus in den Dschungel ausgewandert. Um sich als Bauern zu versuchen, weil es wegen der Wirtschaftskrise in Manaus nicht mehr genug Arbeit gibt.
Land ist preiswert
Die Familie hat sich einige Hektar Land im Urwald gekauft. Große Teile des Amazonas-Dschungels sind in Privatbesitz. Ein Stück Land zu erwerben ist vergleichsweise preiswert. 10.000 Quadratmeter für 15.000 Euro. Das können sich auch ärmere Familien dank Krediten leisten.
In Kampagnen von Öko-Verbänden wird uns häufig weisgemacht, dass unser Fleischkonsum für die Abholzung des Regenwalds verantwortlich sei, weil Weideflächen für Tiere geschaffen würden. Das stimmt, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Vegetarier und Schmuckliebhaber müssen mindestens genauso ein schlechtes Gewissen haben. Große Flächen müssen nämlich wie im oben geschilderten Fall Maracuja- und Maniok-Plantagen weichen. Oder für Soja- und Palmöl-Anpflanzung.
Auch Goldsuche verantwortlich
Die Vernichtung riesiger Waldflächen ging zuletzt jedoch zunehmend auf Goldsucher zurück. Weil in Amazonien Gold gefunden wurde, müssen immer größere Flächen weichen. Ein weiterer Faktor ist der Straßenbau, der 50.000 Quadratkilometer Wald vernichtet hat. Das hat ein Umweltinstitut in Belem am Amazonas berechnet.
Die brasilianische Regierung geht seit einiger Zeit scharf gegen illegales Roden des Waldes vor. Das sehen einige als Grund, warum zuletzt weniger Flächen vernichtet wurden. Andere gehen davon aus, dass die Weltwirtschaftskrise der 2010er-Jahre dafür verantwortlich ist. Weil weniger Waren nachgefragt werden, muss auch weniger Wald geopfert werden.
Hohe Strafen für Abholzung
Tatsächlich verhängen die brasilianischen Behörden hohe Strafen, allerdings sind im riesigen Gebiet des Amazonas (größer als die EU) auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Manch ein Brasilianer hütet sich allerdings, die Behörden einzuschalten. Großgrundbesitzer sind nämlich nicht zimperlich. Wer sie verpfeift, endet häufig bei Bestatter. Zahlreiche Menschen sollen ermordet worden sein, weil sie Brandrodung gemeldet haben.
Zurück zur indianischen Familie. Sie sind alles andere als reich durch die Abholzung des Waldes geworden. Das über 80jährige Familienoberhaupt arbeitet immer noch auf den Feldern mit. Damit der Betrieb wirtschaftlicher zu führen ist, müssen gerade weitere Urwald-Bäume dran glauben. Maracujas verkaufen sich gerade gut, also soll ein neues Feld für die gelben Früchte her.
Roden für Maracuja und Maniok
Ihre Ernte verkauft die Familie – wenn möglich – auf dem Markt in Manaus. Dort sind die Preise besser als bei Einkäufern großer Agrarfirmen, die die Ernte von Kleinbauern zusammen sammeln, damit wir Maracuja-Saft trinken können oder Maniok.
Touren an den Amazonas:
Lodges bieten unterschiedliche Programme inklusive Übernachtung im Dschungel, Wanderungen, Piranha-Fischen etc. Sie können zwischen zwei- bis fünftägigen Aufenthalten im Regenwald wählen: Hier zwei Links zu Lodges:
Brandrodung und Amazonas im Colorfulcities-Video:
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff