Die Kathedrale in Brasilia ist eine der schönsten modernen Kirchenbauwerke. Insbesondere im Inneren. Wegen der wunderbaren bunten Glasscheiben, die ein ganz besonders Licht in die Kirche zaubern.
Eigentlich hatte Star-Architekt Oscar Niemeyer mit Kirchen wenig am Hut. Am liebsten hätte er in der von ihm entworfenen neuen brasilianischen Hauptstadt gar keine gebaut. Das ist in einem so katholischen und christlichen Land wie Brasilien aber kaum durchzusetzen.
Also schuf Niemeyer einen der spektakulärsten Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts. Am 12. September starteten die Bauarbeiten, wurden aber nach dem Militärputsch 1964 für mehrere Jahre unterbrochen, weil die neuen Machthaber mit der neuen Hauptstadt Brasilia nur wenig anfangen konnten. Trotzdem wurde der Bau der Kathedrale 1970 endgültig beendet.
Niemeyer warf alles, was sonst zu einem Kirchenbau gehört, über den Haufen und sortierte die wichtigen Bestandteile der Kirche neu. So gibt es kein klassisches Kirchenschiff und einen Altar vorne, sondern nur einen einzigen runden Raum, in dem sowohl die Kirchenbänke als auch der Altar stehen, der Glockenturm ist ein schlichtes Beton-Gestänge. Das Taufbecken wurde in einen eigenen unterirdisch erreichbaren runden Bau ausgelagert.
Am härtesten traf Niemeyers Visionen aber die Nonnen und Kirchenbediensteten. Sie müssen unterirdisch in einem Bau neben der Kirche wohnen. Das Wohnhaus sollte den Blick auf die Kirche und die Regierungsgebäude in Brasilia nicht verstellen.
Besonders ist auch die Akustik. Durch die runden Wände wird keine Verstärker-Anlage benötigt. Sollten Sie die Kathedrale einmal besuchen, können Sie den Test machen. Sprechen Die in normaler Lautstärke an einer Stelle der runden Wände, ihr Begleiter wird sie 25 Meter entfernt am anderen Ende der runden Wand glasklar verstehen.
Die Kathedrale und Brasilia im Colorfulcities-Video:
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff