Im Mittelalter waren die Menschen pragmatisch. Nach der Vertreibung der Mauren bauten sie zahlreiche Moscheen zu christlichen Kirchen um. Auch die Kathedrale von Sevilla.
An der Stelle, an der heute die Kathedrale steht, hatten die arabischen Eroberer ursprünglich im 12. Jahrhundert ihre Moschee errichtet. Nach dem Sieg über die Mauren bauten die Christen auf dem Fundament ihre Kirche. Das Minarett ließen sie sogar stehen, heute heißt es Giralda und ist das berühmte Wahrzeichen Sevillas.
Die Kathedrale beeindruckt durch ihre schiere Größe. Mit einer stattlichen Länge von 115 Metern ist sie eine der größten in Spanien. Und eine der prächtigsten allemal. Bekannt ist sie auch wegen des Grabmals von Christopher Kolumbus, dessen Überreste hier seit 1898 liegen.
Auch weniger gläubigen Sevilla-Touristen ist ein Besuch der Kathedrale zu empfehlen. Auch wenn die Schlangen am Eingang etwas nervig sind. Zumal wenn die heiße südspanische Sonne aufs Haupt knallt. Auf den Turm führt eine Rampe. Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf das Kirchen-Bauwerk und die Stadt (siehe Fotos).
Den Turm hatten bereits die Araber 1196 gebaut. Auch die bedienten sich schon eines Vorgängerbaus, der Sockel stammt bereits aus der Römerzeit. Wegen seiner maurischen Herkunft wirkt die Giralda auch nicht wie ein typischer Kirchturm einer christlichen Kirche. Er ist in arabischem Stil gebaut und enthält noch maurische Verzierungen.
Als die Christen 1248 Sevilla zurück eroberten, bauten sie eine Kirche an den Turm. Noch nicht die heutige Kathedrale, die erst von 1401 bis 1528 entstand. Der Turm blieb stehen, nur die muslimischen Symbole auf der Spitze wurden entfernt. Die Christen bauten einen Aufsatz auf den Turm, auf dem ein Kreuz befestigt wurde.
Die Giralda nahm sich wiederum ein berühmter Kaugummi-König der Neuzeit zum Vorbild und orientierte sich beim Bau seines Hochhauses in Chicago am 1000 Jahre älteren Turm im alten Europa: William Wrigley Jr. Einen Vergleich der Gebäude sehen Sie im Artikel über das Wrigley-Hochhaus in Chicago.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff