Sie ist die älteste noch existierende Schwebefähre der Welt und seit 2006 UNESCO-Welterbe. Die Hängebrücke in Portugalete, über die Sie in 40 Meter Höhe auch zu Fuß gehen können.
„Oh, my God“, schreit eine junge Touristin aus Großbritannien als der Aufzug sie in 40 Meter Höhe bringt. Soll sie wirklich gleich zu Fuß über die wacklige Stahlkonstruktion gehen? Hätte sie besser die Schwebefähre genommen, die nur ein paar Meter über dem Wasser von einem Ufer zum anderen des Ria de Bilbao schwebt?
Die Hängebrücke (Biskaya-Brücke, auf spanisch ausgeschildert als „Puente Colgante“) mit daran befestigter Schwebefähre ist eine Erfindung eines Schülers von Gustave Eiffel. Kein Wunder also, dass die Stahlkonstruktion der des Eiffelturms ähnelt. Im ausgehenden 19. Jahrhunderts begann der Tourismus an der Biskaya zu boomen. Nur dumm, dass die beiden Haupt-Tourismusorte Portugalete und Getxo der Fluss Ria de Bilbao trennt.
Was also tun, damit Touristen und Waren von einem zum anderen Ufer transportiert werden können? Eine Brücke bauen? Geht nicht. Über den Ria fahren damals riesige Schiffe, die aus den Werften in Bilbao kommen oder die von der Stahlindustrie eingesetzt werden. Das ständige Übersetzen mit der Fähre – zu kompliziert und langwierig.
Also kam Ingenieur Alberto Palacio auf die geniale Idee, eine 45 Meter hohe Stahlkonstruktion aufzustellen. An Seilen befestigt er eine kleine Fähre, die dicht über dem Wasser schwebt und Menschen und Waren transportieren kann. 1893 ist seine Erfindung fertiggestellt, die erste Schwebefähre der Welt.
44 Jahre kann Palacio von seinem Haus in Portugalete aus beobachten wie täglich hunderte Menschen den Fluss überqueren. Bis 1937. Als im spanischen Bürgerkrieg Francos Truppen auf dem Marsch Richtung Baskenland sind, zerstören Kommunisten die Brücke, um den Vormarsch zu stoppen. Nach dem Bürgerkrieg wird die Brücke wieder aufgebaut. Das erlebt der 1939 verstorbene Palacio nicht mehr.
Schwebefähre und Bilbao im Colorfulcities-Video
Bis heute funktioniert die Brücke nach dem Prinzip von 1893. Alle acht Minuten schwebt eine Fähre zwischen den Ufern und transportiert Fußgänger, Radfahrer und Autos. Ursprünglich gab es 20 solcher Brücken auf der Welt, bis heute sind acht erhalten.
1999 kam in Höhe von 40 Metern ein Panoramaweg hinzu, der einen wunderschönen Blick über die Bucht und die beiden Städtchen Getxo und Portugalete bietet. Ein Blick, den sich auch die junge britische Touristin gönnt. Die Brücke wackelt nur, wenn unten gerade eine Fähre über die Ria de Bilbao gezogen wird.
Der Eintritt für den Panoramaweg kostet acht Euro (Stand: Juli 2017), die Fahrt mit der Fähre kostet nur 40 Cent. Die Brücke ist mit den Metrolinien 1 und 2 erreichbar (Haltestelle Linie 1: Areeta, Linie 2: Portugalete) oder mit dem Schiff aus Bilbao erreichbar.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff