Jede Station ein kleines Kunstwerk. Verspielt, prunkvoll, irritierend sowjetisch oder einfach nur schön. In fast jeder Metro-Station gibt es etwas zu entdecken. Eine-Metro-Tour gehört zum Pflichtprogramm für Moskau-Touristen.
Glänzende Stahlsäulen, kleine Deckenmalereien. Die Station Majakowskaja (grüne Linie/Line 2) gehört zu den ältesten, geschichtsträchtigsten und schönsten der Moskauer Metro. Sie wurde nach dem russischen Dichter Wladimir Majakowskaja benannt. Im Krieg diente sie als Luftschutzbunker, Stalin hielt hier Reden. Nur eine von vielen Stationen, die einen Besuch wert sind.
Die Moskauer Metro soll eins der Lieblingsprojekte von Diktator Joseph Stalin gewesen sein. Ein Grund, warum die Stationen so prachtvoll geworden sind. Er wollte Orte schaffen, die es architektonisch mit Palästen und Theatern aufnehmen können. Stalin war es letztendlich auch, der den Bau in Auftrag gab.
Zwar hatte sich die Stadtverordnetenversammlung Moskaus bereits in den 1890er-Jahren mit einem Bau befasst, auch danach gab es immer wieder Pläne, aber diese wurden aus Kostengründen mehrfach ad acta gelegt. Die Moskauer Metro ist mit der Grundsteinlegung 1931 eine der jüngsten in europäischen Metropolen. Sie wurde in einem Rekordtempo gebaut, teilweise waren bis zu 75.000 Arbeiter beschäftigt, sodass bereits 1935 die erste Strecke eröffnet werden konnte, 1937 folgte die Linie 2. Die Arbeitsbedingungen sollen unmenschlich gewesen sein, sodass es mehrfach zu Streiks kam.
Heute gibt es zwölf unterschiedliche Linien, die mit verschiedenen Farben gekennzeichnet wurden. Die vorerst letzte Verbindung wurde 2003 eröffnet, es existieren aber Pläne für einen Weiterbau. Mit heute 313 Kilometer Länge und 188 Stationen ist sie auch eine der längsten U-Bahnen der Welt. Länger sind nur die Strecken in Peking, Schanghai, London, New York und Madrid.
Eine Linie ist 45 Kilometer lang. Moskauer sind teilweise bis zu einer Stunde unterwegs, um aus einem der Vororte zur Arbeit in der Innenstadt zu fahren. Sie gehört zu den jüngsten U-Bahnen in europäischen Metropolen. Die Planungen gehen zwar schon auf 1896 zurück, allerdings hielten die Stadtväter die hohen Kosten lange vom Bau ab.
Die Moskauer Metro besticht nicht nur durch ihre prachtvollen Stationen. Sie ist auch eine der tiefsten der Welt. Unendlich wirkende Rolltreppen führen in die Tiefe. Kein Wunder, dass mit 740 Stufen (Station Park Pobedy, Linie 3) auch die längste Rolltreppe der Welt steht. Nicht der einzige Superlativ der Metro. Mit 100 km/h soll sie auch die schnellste der Welt sein.
Highlights der Metro-Tour sind die Stationen Belorusskaja, Majakowskaja, Arbatskaja und Komsomolskaja, aber im Grund gibt es in jedem Bahnhof etwas zu sehen. Eine Tour durch die Stationen ist übrigens ein preiswertes Vergnügen. Wer die U-Bahn nicht verlässt, und das ist für eine Rundfahrt nicht notwendig, muss nur ein einziges Ticket für umgerechnet rund 70 Cent lösen.
Text/Fotos © Michael Westerhoff