Die Jahrhunderthalle ist zu Recht der ganze Stolz der Bochumer. Dabei stand sie ursprünglich in Düsseldorf. Dort wurde sie Ende 1902 ab- und später im Bochum wieder aufgebaut. Heute finden in der alten Industriehalle Konzerte oder lange Zeit die Verleihung des Radiopreises „1live Krone“ statt.
Campino von den Toten Hosen reckt eine durchsichtige Kugel in die Luft, Rapper Cro stürmt wie immer mit Panda-Maske bekleidet die Bühne, Kraftclub singen ihren „Song for Liam“. Es ist wieder einmal Krone-Zeit in der Bochumer Jahrhunderthalle. Bereits seit einigen Jahren hat der Radiosender 1live die Bochumer Jahrhunderthalle als stimmungsvolle Kulisse für die Verleihung des größten deutschen Radiopreises gewählt. Eine der schönsten Veranstaltungshalle in NRW, eine mit einer spannenden Geschichte.
Vor 110 Jahren hätten die Düsseldorfer Toten Hosen nicht nach Bochum reisen müssen, um den Radiopreis in Empfang zu nehmen. Da stand die Jahrhunderthalle nämlich noch in ihrer Heimat direkt am Rhein. Das Gedrängel muss ähnlich gewesen sein wie heute bei der Krone. Fünf Millionen Menschen sollen die Halle damals besucht haben. Und Promis waren auch jede Menge anwesend. Allen voran der deutsche Kaiser.
Die Jahrhunderthalle war ursprünglich eine von zahlreichen Halle, die an einem mehrere Kilometer langen Boulevard direkt am Rhein stand. 1902. Bei der Industrie- und Gewerbeschau. Dem deutschen Gegenstück zur Weltausstellung, die kurz vorher die Tore in Paris geschlossen hatte. Es war eine Leistungsschau der deutschen Wirtschaft. Friedrich Krupp ließ genauso einen Pavillon aufbauen wie der Besitzer des Bochumer Vereins, einer Stahlhütte im Bochumer Stadtteil, der bezeichnenderweise den Namen Stahlhausen trägt.
Von Anfang an war der Umzug von Düsseldorf nach Bochum geplant. Nach dem Ende der kleinen Düsseldorfer Weltausstellung wurde die Halle Stück für Stück am heutigen Standort wieder aufgebaut. Nicht als Veranstaltungshalle, sondern als Stahl-Produktionsstätte. Zeitweise arbeiteten über 20.000 Menschen in und um die Jahrhunderthalle auf dem Gelände des Bochumer Vereins. In den Weltkriegen produzierten die Männer Geschützrohre, nach 1945 zahlreiche Glocken, unter anderem für die Dortmunder Reinoldikirche und die Friedensglocken von Hiroshima.
Bereits in den 50er-Jahren hatte Krupp den Bochumer Verein übernommen, danach ging es mit dem Stahlstandort Bochum bergab. 1968 wurden die Hochöfen stillgelegt, die Jahrhunderthalle drohte komplett zu verfallen, doch bereits in den 80er-Jahren gab es Pläne für eine neue Nutzung des Industriedenkmals, die schließlich 2003 in die Tat umgesetzt wurden. Heute ist die Jahrhunderthalle das, was sie bereits 1902 einmal war: Eine Veranstaltungshalle. Nur eben nicht mehr in Düsseldorf, sondern in Bochum.