Kängurus sind scheue Tiere, die sich vorzugsweise in der Morgen- oder in der Abenddämmerung zeigen. Es soll deshalb tatsächlich Australien-Touristen geben, die kein einziges Känguru in freier Wildbahn entdecken konnten. Manchmal sind Besucher bei der Suche auf Tipps von Einheimischen angewiesen.
Sicherlich käme kein Perth-Tourist auf die Idee, auf einen Friedhof zu fahren, um dort Kängurus zu bestaunen. Aber genau dort leben sie massenhaft. Auf dem Pinnaroo Valley Memorial Park. Ein Drive-In-Friedhof in der Metropolregion.
Der Pinnaroo Valley Memorial Park ist ein weitläufiges Park-Gelände, das nur im entferntesten an einen deutschen Friedhof erinnert. Es gibt zwar auch klassische Grabstätten, aber er entspricht in großen Teilen eher dem, was wir in Deutschland unter Friedwald verstehen. Also ein Gelände, auf dem Asche verstreut wird, teilweise werden auch Urnen beigesetzt. Eine geteerte Straße führt einmal im Kreis über das Areal, Bänke und Tische laden zum Verweilen ein.
So fahren hier auch mehr Menschen, die Kängurus beobachten wollen, durch den Park als trauernde Hinterbliebene. Die Fahrt ist alles andere als makaber, sondern völlig normal. Tod und Leben existieren hier schiedlich, friedlich nebeneinander. Die Tiere sind an die Besucher gewöhnt, deshalb nehmen sie überhaupt keinen Anstoß an ihnen. Angst vor Autos scheint ihnen auch fremd. Dass sie mitten auf der Straße Rast machen, ist völlig normal. Auch wenn Touristen sich mit dem Wagen nähern, hüpfen sie allenfalls gemächlich von der Fahrbahn.
Weibchen und ihren Jungen können sich Touristen gefahrlos bis auf ein paar Zentimeter nähern. Sollte es den Tieren einmal unangenehm sein, hüpfen sie weg. Und zwar in einem Höllentempo. Die Riesen-Kängurus können mit einem großen Satz über zehn Meter springen und erreichen dabei ein Tempo von bis 50 Stundenkilometern. Männchen sind dagegen mit Vorsicht zu genießen. Sie boxen gern. In großen Teilen Australiens – auch hier rund um Perth – leben vorzugsweise rote und graue Riesen-Kängurus, die bis zu anderthalb Meter groß und um die 30 Kilo schwer sind.
An den vielen Straßen Australiens (siehe Schild oben und eigener Artikel über besondere Verkehrsschilder in Australien) warnen gelbe Schilder vor den hüpfenden Tieren, die gern – wie bei uns Rehe – einfach auf die Straße springen. In der Morgen- und Abenddämmerung ist besondere Vorsicht geboten. Ein Zusammenstoß mit dem schweren und kräftigen Tieren kann nicht nur für das Känguru eine unangenehme Sache sein.
Text/Fotos (außer Foto 5: Nadia Holmes)/Nachbearbeitung (c) Michael Westerhoff
Warum muss unsere Reiseleiterin an unserem ersten Tag in Australien unbedingt auf einen Friedhof?
Jetzt wissen wir es und sind dankbar dafür!
So haben Sie wenigstens welche gesehen. Bei mir war das der einzige Ort, an dem mir in Westaustralien welche über den Weg gehüpft sind.