Bolivien ist eins der exotischsten Ziele in Südamerika. Erst langsam entdeckt der Tourismus das Ziel. Überlaufene Attraktionen? Fehlanzeige. Denn nur wenige Besucher kommen Bolivien.
Wer eine Kirche, eine Inkastätte oder ein Dorf besucht, kann sicher sein, dass er noch pures Leben sieht. Noch freuen sich Einheimische über Besucher, ohne gleich die Hand aufzuhalten.
Bolivien ist eins der ärmsten Länder des Kontinents. Bauern auf den Dörfern leben noch wie bei uns vor 150 oder 200 Jahren. Sie bestellen ihre Felder noch mit einfachen Werkzeugen wie einem Hand-Pflug aus Holz.
Das Land war zwar bis 2009 offiziell katholisch, Beamte mussten beispielsweise sonntags zur Kirche gehen, auf den Dörfern haben sich aber bis heute alte Naturreligionen aus der Vor-Inkazeit gehalten.
Allerdings leben mittlerweile über die Hälfte der Bolivianer in Städten. Oder besser: Ansammlung von halb fertig gestellten Häusern. Denn von Städten unserer Vorstellung kann kaum die Rede sein. Es sind eher riesengroße Slums, in denen es kaum geteerte Straßen gibt.
Die Menschen leben in Großfamilien in einem einzigen Raum. 70 Prozent gelten als arm. Sie leben davon, was sie am Straßenrand verkaufen können oder von Jobs als Tagelöhner. Über Kilometer haben sich unfertige Siedlungen ausgedehnt.
Ein wenig Glanz versprüht der Regierungssitz La Paz. Doch auch hier ist an jeder Ecke zu sehen, dass das Land mal bessere Zeiten erlebt hat. Viele Kolonialhäuser sind verfallen. Nur die wenigen Reichen besitzen Autos. Stattdessen drängeln sich auf den Straßen Mini-Busse, die die Menschen zu ihrem Ziel bringen.
Eigentlich ein Skandal, denn das Land ist reich an Rohstoffen, hat Milliarden an der Ölförderung verdient. Nur: Davon ist nichts bei den normalen Menschen gelandet. Gleichgültig ob sich gerade mal wieder ein Mann des Militärs an die Spitze geputscht hat oder ein Sozialist regiert.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff