Geld spielt im abgelegenen Hochland kaum eine Rolle. Lebensmittel werden untereinander getauscht. Und falls doch Bargeld benötigt wird, muss eine Kuh dran glauben.
Die ganze Familie bringt sie zum Markt. Ein Festtag. Vater sucht einen Käufer, Mutter nimmt das Geld an sich, damit der Vater den Erlös nicht in Alkohol umsetzt. Stattdessen werden notwendige Artikel und Geschenke für die Kinder gekauft. Und eine Flasche Schnaps für den Vater.
Einfaches Leben auf dem Land
Die Menschen leben traditionell von der Landwirtschaft. Jede Familie hat einige wenige Rinder, Esel, vielleicht ein Schwein. Sie bauen unter anderem Kartoffeln an. Das Leben selber ist sehr ärmlich. Familien haben viele Kinder.
Wegen der fehlenden ärztlichen Versorgung abseits der Zivilisation liegt die Kindersterblichkeit sehr hoch. Häufig überleben nur sechs von zehn Kindern die ersten Tage. Ein Grund ist die permanente Kälte mit Minustemperaturen. Schwache Neugeborene erfrieren nicht selten. Strom und Heizung gibt es nicht in den Häusern, die häufig noch aus Lehm gebaut sind.
Nachts ohne Heizung auf den Dörfern
Nachts kuscheln sich die zehn oder zwölf Familienmitglieder aneinander und wärmen sich gegenseitig. Vater und Mutter in der Mitte, auf der einen Seite die Söhne, auf der anderen die Töchter.
Männer tragen mehrere Hosen übereinander, Frauen bis zu sechs Röcke. Das wärmt. Tagsüber, wenn es durchaus 20 Grad werden kann, befreien sich die Menschen von den Schichten. Gewaschen wird sich meist nur in der Regenzeit von Oktober bis April. Aufgrund der Höhenlage und der dünnen Luft schwitzen Menschen hier nicht.
Tote werden oberirdisch begraben
Die Toten werden auf dem Familiengrundstück begraben. überirdisch. In Stein-Särgen oder in einer Art kleiner, runder Steintürme. Wegen des gefrorenen Bodens ist es nicht möglich, die Toten zu vergraben.
Diese Form des Dorflebens ist nach wie vor in peruanischen und bolivianischen Hochland um den Titicacasee sehr verbreitet. Frauen und Mädchen haben in der Regel nicht einmal Papiere wie einen Pass. Geheiratet wird auf Vermittlung der Eltern. Mädchen heiraten bereits mit 15 oder 16 Jahren, Jungen etwas später.
Landflucht in Peru und Bolivien
Erst die ganz jungen Bewohner brechen mit den Traditionen. Sie gehen zur Schule oder sogar zur Universität. Sie zieht es in die großen Städte, die Dörfer bluten langsam aus.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff