Buenos Aires ist die europäischste Hauptstadt Südamerikas. Das sieht man an der Architektur. Und beim Straßenverkehr.
Die Ampel schaltet auf rot, die Autos halten, Fußgänger können sicher über die Straße gehen. Klingt selbstverständlich? Ist es aber in den meisten südamerikanischen Städten nicht. Ob in Lima oder La Paz: Auf der Straße herrscht das Recht des stärkeren. Nämlich des Autos.
In Buenos Aires ist das Leben dagegen geregelt. Nicht nur im Verkehr. Es gibt eine Infrastruktur mit Bussen, U-Bahn und Straßen, eine Fußgängerzone, Hotels mit internationalen Standards. Und ein Stadtbild, das mehr an Paris als an südamerikanische Städte erinnert.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts sah Buenos Aires noch wie viele andere südamerikanische Städte aus. Geprägt von kolonialer Architektur der Spanier. Doch dann setzte der Rindfleisch-Boom ein. Die Europäer bestellten immer mehr Fleisch aus der Pampa.
Das machte viele Argentinier reich, sie rissen die alten Gebäude ein und bauten die Stadt im Stil europäischer Metropolen wieder auf. Von diesem Charme profitiert die Hauptstadt bis heute.
Der alte Glanz zeigt sich heute besonders auf der Einkaufsstraße Florida, auf der sich ein Prachtgebäude ans nächste reiht. Hier ist Buenos Aires laut und hektisch. Auch wegen der unzähligen Frauen und Männer, die lautstark „Cambio“ rufen. Sie suchen Kunden, die Dollar in die recht wertlose heimische Währung Peso tauschen.
Ebenfalls sehenswert: Der Plaza de Mayo mit Parlament, Kathedrale und Dauerdemonstranten. Oder der Puerto Madero: Der alte Hafen, der sich zum Restaurant- und Büroviertel entwickelt hat. Zum Besuch in Buenos Aires gehört auch das verfallene Hafenviertel La Boca. Der allererste Hafen der Stadt, gegründet von Italienern, die aus Genua kamen, und einen Hauch alter Heimat in der neuen haben wollten.
In den Spelunken und Bordellen des alten Hafens hat auch der Tango seinen Ursprung. Eine seltsame Mischung verschiedenster musikalischer Einflüsse. Unter anderem aus karibischer, italienischer, spanischer und afrikanischer Musik.
Der Tango war lange der Tanz und die Musik von Matrosen, Industriearbeitern und Armen und fand erst um 1920 Einzug in die Ballsäle der bürgerlichen Schicht. Heute finden an jeder Ecke der Stadt Tango-Shows für Touristen statt.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff