Die englische Bezeichnung „Cape Town“ lesen Besucher allenfalls in der Stadt selber. Schon ein paar Kilometer hinter der Stadtgrenze steht auf den Schildern nur noch „Kaapstad“. Umgangssprache am Kap ist nämlich nicht englisch, sondern das ans Holländische erinnernde Afrikaans.
„Mein Englisch ist wirklich schlecht“, entschuldigt sich der junge schwarze Reiseführer auf Robben Island, der Insel, auf der Nelson Mandela eingesessen hat: „Englisch ist allenfalls meine dritte Sprache“, fährt er fort. Seine Muttersprache ist Afrikaans, die Sprache der früheren Kolonialherren.
In Kapstadt und am Kap ist Afrikaans Sprache Nummer 1. Die Weißen sprechen es, die Farbigen (als solche bezeichnet man in Südafrika Mischlinge, nicht Schwarze) auch, selbst einige Hunderttausend Schwarze geben Afrikaans als Muttersprache an. Insgesamt bezeichnen sieben Millionen Menschen Afrikaans als Muttersprache, es kommen noch einmal mindestens genauso viele dazu, die es als ihre zweite oder dritte Sprache angeben.
Afrikaans ist nah verwandt mit dem Niederländischen, aber eine eigenständige Sprache. Die ersten holländischen Siedler kamen um 1650 ins südliche Afrika, also vor fast 400 Jahren. Seither hat sich die Sprache der Kolonialisten aber eigenständig entwickelt, einige holländische Dialekte, aber auch die Sprache niederländischer Seefahrer prägten Afrikaans. Über die Jahrhunderte kamen aber deutsche, französische und englische Einflüsse hinzu.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt Afrikaans (auch Kap-Holländisch oder Kolonial-Holländisch genannt) als eigenständige Sprache, in der Zeit der Apartheid war sie offizielle Amtssprache in Südafrika, die alle Schwarzen lernen mussten. Heute ist sie eine von elf offiziellen Sprachen in der Republik.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie insbesondere auf dem Land in Afrikaans und nicht auf englisch angesprochen werden. Aber keine Angst! In Südafrika kommen Sie auch mit Englisch durch. Wie der junge Reiseführer auf Robben Island sprechen alle Südafrikaner mehr oder minder gut englisch.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff