28. März 2024

Der spanische Stier

Vom Werbeplakat zum Landessymbol: Der Osborne-Stier gehört zum Kulturgut in Spanien und wurde ausdrücklich gesetzlich geschützt. Allerdings ist er nicht überall im Land beliebt.

Die Stiere an Autobahnen und Landstraßen gehören zu Spanien wie Stierkampf, Fußball und Sangria. Dabei fing alles ganz klein an: Mit vier Meter hohen Holzausstellern wollte die Firma Osborne für ihren Brandy werben und verteilte Anfang der 60er-Jahre Stierfiguren an Spanier, die sie sich in den Garten stellen wollten. Später „wuchs“ der Stier auf 14 Meter und wiegt inzwischen stattliche 50 Tonnen inklusive Betonverankerung, damit ihn Diebe nicht aus dem Boden reißen können.

Osborne-Stier an einer Landstraße
Osborne-Stier an einer Landstraße

In den 1980er-Jahren sollte das Metall-Tier eigentlich von den Straßen verschwinden. Damals verbot die spanische Regierung Werbung entlang der Autobahnen, es folgte ein Proteststurm. Der Kompromiss lautete schließlich: Der Stier darf stehenbleiben, die Buchstaben der Firma Osborne müssen jedoch entfernt werden. Ein Gesetz schützt den Stier davor, dass er verschwinden muss.

Seit den 60ern an der Autobahn

Ende der 1950er wurde das Tier von einem spanischen Werber erfunden. Anfang der 60er-Jahre begann Osborne mit dem Aufstellen der Werbeplakate. Heute stehen an den spanischen Straßen 90 Metalltiere, die meisten in Andalusien, wo der Stierkampf bis heute gefeiert wird.

Spanischer Stier an Landstraße
Spanischer Stier an Landstraße

Auffällig ist jedoch, dass kein einziger Stier die Straßen von Katalonien ziert. Die um Unabhängigkeit bemühten Katalanen lehnen das Werbeschild als Symbol der verhassten Zentralregierung in Madrid. In den 90er-Jahren stellte Osborne trotzdem einen Stier an der Autobahn zwischen Barcelona und Madrid auf. Allerdings stand das Schild nicht lange, über Nacht wurde es aus den Verankerungen gerissen, seither gab es keinen neuen Anlauf mehr, einen Stier nach Katalonien zu bringen.

Text/Fotos (c) Michael Westerhoff

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