Die Flusskreuzfahrt über den Jangtse führt am größten Staudamm der Welt vorbei, durch Schluchten und endet in der größten Stadt der Welt. Chongquing.
Die Kreuzfahrt startet in direkter Nachbarschaft zu Chinas ganzem Stolz: Dem größten Staudamm der Welt, dem Drei-Schluchten-Staudamm. Für den Bau mussten Millionen Chinesen ihre Dörfer verlassen. Aber in solchen Fragen ist der Chinese nicht zimperlich. Was muss, das muss und wird gebaut.
So haben die erste Nacht und der erste Tag auch wenig mit einer Kreuzfahrt zu tun. Das Schiff liegt einfach nur im Hafen. Mit dem Bus geht es zum ersten Höhepunkt: Dem Besucherzentrum des Staudamms. Dummerweise ist es in dieser Gegend häufig sehr nebelig, was den Blick auf das riesige Bauwerk leider einschränkt. Trotzdem. Auch so werden die unglaublichen Dimensionen sichtbar.
An Tag 2 erwartet Reisende der Höhepunkt der Kreuzfahrt: Eine Fahrt mit dem Boot durch die berühmten Schluchten. Die sind so schmal, dass die Passagiere ihr Kreuzfahrtschiff verlassen müssen. Erst geht es gruppenweise auf ein kleineres Motorschiff. Am Ende des Flussarms wird es noch schmaler, sodass die Reisenden auf ein Ruderboot umsteigen müssen.
Mit dem Ruderboot in schmale Schluchten
Ältere Dorfbewohner rudern das Boot bis tief in die Schlucht. Eine erstaunliche körperliche Leistung für Männer um die 70. Die Dorfbewohner haben den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt. Bringt mehr als Felder bestellen, also haben sie sich jetzt aufs Rudern spezialisiert.
Am Nachmittag geht es vorbei an riesigen Felsen, die für unsere Augen halt wie Steine aussehen. Die Chinesen an Bord stürmen trotzdem massenhaft das Deck, um Fotos zu machen. Der Grund: Die Felsformationen sind auf Geldscheinen verewigt.
Die Flusskreuzfahrt im Colorfulcities-Video:
An Tag 3 geht es dann nochmal zu einer Tempelanlage und einem chinesischen Dorf bevor das Schiff am vierten Tag in der Stadt Chongquing festmacht. Große Abwechslung können Sie sich von der Fahrt nicht erwarten. Sie geht halt über einen Fluss, links und rechts die immer ähnlichen Felsformationen. Nett, aber wenig spektakulär.
Letztendlich ist diese „Flusskreuzfahrt“ über den Jangtse auch eher eine Stausee-Fahrt. Über den größten Stausee der Welt, der 600 Kilometer lang ist. Dass es sich nicht um einen richtigen Fluss handelt, erkennen Sie beim Blick ans Ufer. Sie sehen am Rand einen durchgehenden beigen Felsrand. Die Grenze, bis zu der das Wasser steigt, wenn der See voll ist.
Kabinen mit Balkon
Deutschsprachige Passagiere fahren diesen Abschnitt in der Regel mit einem Schiff der President-Familie. Ein ordentliches, sauberes Schiff mit ausreichend großen Kabinen mit Balkon. Weil wenig Ausländer auf der Route unterwegs sind, sind die Mehrzahl der Passagiere Chinesen. Das Buffet und das Essen wird aber westlichem Geschmack angepasst.
Die Flusskreuzfahrt ist nur bedingt empfehlenswert. Sie ist eine Mischung aus Freiheitsberaubung und Langeweile. Warum? Das habe ich in dieser eigenen Reportage beschrieben.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff