19. März 2024

Gammelstad – das Kirchendorf in Schweden

Die Wege in Schweden sind weit. Damit die Bevölkerung trotzdem zur Kirche konnte, wurden Kirchdörfer mit Übernachtungsmöglichkeiten errichtet. Das schönste Beispiel: Gammelstad.

Ein guter Christ muss zur Kirche gehen! Aber wie soll das bei kilometerweiten Entfernungen zwischen den Dörfern funktionieren? Nur mit Häusern, in denen die Gläubig übernachten können. Zumal der Kirchenbesuch in Schweden lange Zeit Pflicht war. Also reisten die Bauern aus weit entfernten Dörfern an, übernachteten in Kirchdörfern und gingen am nächsten Morgen in den Gottesdienst.

Gammelstad – das schönste erhaltene Kirchdorf

71 dieser Dörfer gab es in Schweden. Gammelstad (deutsch: Alte Stadt) bei Lunea ist das am schönsten erhaltene und wurde deshalb von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Über 400 kleine rot-weiße Häuschen stehen hier.

Die Nederlunea Kirche in Gammelstad

Gammelstad wird erstmal um 1600 erwähnt. 1817 entstand die erste Karte des Dorfes. Von wann die Holzhäuschen stammen, ist dabei unklar. Vermutlich wurden sie um 1700 gebaut. Erst fluffig mit viel Platz zwischen den einzelnen Häusern. Später schlossen neu Zugezogene die Baulücken mit ihren Unterkünften Dadurch ergibt sich die dichte Bebauung.

Wohnstube in einem der Häuser

Neben den einfach eingerichteten Wohnhäusern (siehe Foto) stehen im Dorf auch einige größere wie das des Ortsvorstehers oder der Gemeindeverwaltung. Und natürlich in der Mitte des Dorfes die Nederlulea-Kirche, die 1492 fertiggestellt wurde. Der hölzernen Glockenturm wurde 18512 durch den heutigen Steinturm ersetzt.

Das Stahl-Schiff, das den alten Hafen symbolisiert

Heute liegt Gammelstad nicht mehr am Wasser. Bis 1650 war das anders. Damals war Gammelstad auch der Hafen von Lulea und der zentrale Handelsplatz. Durch Landhebungen ist der Hafen ab Mitte des 17. Jahrhunderts versandet. Dass es hier einmal Wasser gab, daran erinnert heute nur noch ein symbolisches Stahlschiff (siehe Foto).

Freilichtmuseum in Gammelstad

Fußläufig zu erreichen, ist am Ende des Dorfes auch ein Freilichtmuseum, in dem das Leben in Schweden der vergangenen Jahrhunderte anschaulich dargestellt wird. Sie können Mägde und Knechte in Kostümen, aber auch alte Häuser und Ställe besichtigen. Zudem eine alte schwedische Telefonzelle oder eine alte Tankstelle.

Alte Tankstelle im Freilichtmuseum

Bei einem Rundgang durchs Dorf stoßen Sie in der Nähe des ehemaligen Hafens automatisch auf das Freilichtmuseum. In Gammelstad gibt es Führungen, aber Sie können sich auch gut mit einem Faltblatt, auf dem ein Rundweg an den interessantesten Häusern vorbei eingezeichnet ist, aus dem Touristencenter orientieren.

Text/Fotos (c) Michael Westerhoff

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