Seit 100 Jahren gehört Südtirol zu Italien. Das Verhältnis der von Italienern und deutschstämmigen ist bis heute angespannt. Sichtbarstes Zeichen ist ein altes faschistisches Denkmal.
„Von hier aus bildeten wir die Anderen durch Sprache, Gesetze und Künste“, steht auf dem Siegesdenkmal am Siegesplatz in Bozen. „Die Anderen“ – das sind die Tiroler, die Guten die Italiener. Ein faschistisches Denkmal, errichtet durch Diktator Benito Mussolini in den 1920er-Jahren. Eine Demütigung für die deutschstämmigen Südtiroler, deren Heimat nach dem Ersten Weltkrieg dem Königreich Italien zugeschlagen wurde.
Denkmal mit Mussolini-Relief
In Deutschland unvorstellbar, dass das Reichsparteitagsgelände inklusive Hakenkreuz bis heute in Nürnberg stehen würde. Es wurde flott nach dem Krieg von den Amerikanern gesprengt. Nicht so in Südtirol. Nahe der Bozner Innenstadt steht bis heute dieser Triumphbogen italienischer Überlegenheit. Inklusive eines Reliefs mit dem reitenden Mussolini, der den Arm zum faschistischen Gruß hebt. In den 70er- und 80er-Jahren versuchten Südtiroler Extremisten es mit Bomben in die Luft zu jagen. Seither wird es durch einen Zaun und Soldaten, die heute durch Videokameras ersetzt wurden, geschützt.
Italienisierung Südtirols
Hier am Siegesdenkmal beginnt auch der italienische Teil Bozens. Ebenfalls errichtet von Mussolini, der über 100.000 Italiener aus dem Süden des Landes nach Südtirol umsiedelte, um die Italienisierung der Bergregion voranzutreiben. Der Grund, warum Italiener heute in Bozen in der Mehrheit sind während in Dörfern Südtirols die deutschsprachigen Bewohner meist über 90% der Bevölkerung ausmachen.
Bozen und Umgebung im Colorfulcities-Video
Dokumentationszentrum unter dem Denkmal
Bis heute sorgt das Denkmal für schlechte Stimmung zwischen beiden Bevölkerungsgruppen. Der Konflikt konnte erst durch die Eröffnung eines Dokumentationszentrum in de 2010er-Jahren in den Katakomben unter dem Denkmal abmildern. Heute ist hier eine Ausstellung über Südtirol unter faschistischer und nationalsozialistischer Diktatur zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Text/Foto/Video (c) Michael Westerhoff