Mittelpunkt der Erde – so heißt der Platz des Äquatordenkmals am Stadtrand von Quito. Eine Nummer kleiner ging es offenbar nicht. Dabei verläuft hier gar nicht der Äquator.
Ein Bein auf der Südhalbkugel, eins auf der nördlichen. Und zwischen den Beinen ein gelber Strich. Das ist wohl das beliebteste Fotomotiv am Mittelpunkt der Erde, am Mitad der Mund. 25 Kilometer von Quitos Innenstadt entfernt. Am Äquatordenkmal.
Ecuador hat hier einen kleinen Äquator-Vergnügungspark errichtet. Mit dem Denkmal, in dessen Inneren auf verschiedenen Ebenen der Geschichte des Landes dargestellt wird. Sie können mit dem Aufzug oben aufs Denkmal, direkt unter die Erdkugel fahren und haben einen herrlichen Blick aufs Land. Und auf den Vergnügungspark mit Shops, Museum und Restaurants.
So weit so schön. Nur: Hier ist weder der Mittelpunkt der Erde noch verläuft am in den 1970er-Jahren errichteten Denkmal der Äquator. 1736 haben französische Geographen die Gegend vermessen und waren sicher, dass hier der Äquator verläuft. In Wahrheit liegt der nullte Breitengrad jedoch 240 Meter vom Park entfernt.
Auch hier gibt es ein kleines Freilichtmuseum. Kein staatliches, sondern ein privates. Nicht so monumental, aber wesentlich schöner. In einer Hütte können Sie das ursprüngliche Leben der Ecuadorianer studieren, am echten Äquator können Sie kleine Experimente machen.
Zum Beispiel das berühmte Experiment, dass sich ein Wasserwirbel auf der Südhalbkugel rechts herum aus einem Ausguss dreht, auf der Nordhalbkugel dagegen linksrum. Tatsächlich gibt es einen solchen Effekt bei Tiefdruckgebieten, die sich je nach Halbkugel in unterschiedliche Richtung drehen. Corioliskraft nennt sich das in der Physik. Nur beim Wasser funktioniert das gar nicht.
Äquator und Ecuador im Colorfulcities-Video:
Das Experiment ist Fake. Aber immerhin verläuft hier am echten Äquator die rote Linie tatsächlich über den Breitengrad Null. Hier können Sie sich also tatsächlich mit einem Bein auf der Nord- und mit dem anderen auf der Südhalbkugel fotografieren lassen. Immerhin. Das ist kein Fake.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff