Ihr seid genervt von Roller-Fahrern, die mit ihren Scooter um die Ohren fahren? Oder Ihr seid Fans der Scooter? Die Fans werden die Norweger lieben, die Hasser eher nicht. Nirgendwo fahren so viele Roller wie in Norwegen.
„Trondheim ist doch Norwegens Fahrrad-Hauptstadt, hab ich gelesen“, schrieb mir eine Freundin als ich in der norwegischen Stadt unterwegs war. Fahrrad? Ne, weit und breit keins zu sehen. Nur Elektro-Roller (das Foto oben ist in Trondheim aufgenommen). Auf einen Radfahrer kommen in Trondheim mindestens 20 Scooter-Fahrer. Familien fahren mit den Dingern zum Einkaufen, Junge und Alte zur Arbeit oder Jugendliche Samstagabend durch die Stadt. Ein Fortbewegungsmittel für alle Altersklassen.
Das hatte ich schon ein Jahr vorher in Oslo erlebt. Da schien es ein besonderer Spaß für junge Leute mit dem E-Roller auf dem befahrbaren Dach der Oper von Oslo rumzugurken. Kein Wunder. Da gehts steil bergab. Da lässt sich richtig Tempo machen. Aus Oslo gibt es auch eine Zahl zum Roller-Boom. In der Stadt stehen oder fahren 26.000 Scooter. So viel wie in keiner anderen Großstadt pro Kopf.
Das ist auch der Stadtverwaltung zu viel geworden. Sie hat angeordnet, dass 18.000 der 26.000 Roller aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Noch ist das nicht umgesetzt, denn die Anbieter klagen gegen diese Maßnahme. Aber immerhin hat Norwegen strengere Regeln erlassen können. Es drohen Strafen von bis zu 300 Euro, wenn jemand zu zweit auf einem Roller erwischt wird, es dürfen Fahrverbotszonen eingerichtet werden. Scooter-Fahrer dürfen Fußgänger nur noch im Schritttempo überholen.
Hintergrund ist die hohe Zahl der Unfälle mit Verletzungen. 2019 zählte Norwegen 2.300, 200 davon schwer. Das norwegische Parlament hat deshalb das Trondheimer Forschungsinstitut SINTEF beauftragt, die positiven und negativen Effekte von Elektrorollern zu ermitteln. Die Bilanz fällt nicht allzu toll aus und deckt sich damit mit anderen Forschungsarbeiten. E-Roller sorgen sogar für mehr und nicht für weniger CO2-Emissionen. Das liegt neben der Herstellung der Roller und der Batterien daran, dass die meisten statt mit dem Roller sonst mit dem Rad gefahren oder zu Fuß gegangen wären. Und das erzeugt halt weniger CO2.
Trotzdem bleiben die Norweger ein Roller verrücktes Land. So leicht lassen sich die Menschen ihre Roller nicht nehmen. Die passen auch irgendwie zur E-Verrücktheit der Norweger. Norwegen will CO2-neutral werden und ist schon heute beispielsweise bei E-Autos spitze in der Welt oder setzt in Fjorden verstärkt Elektroschiffe ein.