In Kirkenes liegt 2/3 des Jahres Schnee. In der Grenzstadt ist das meiste zweisprachig ausgeschildert. Norwegisch und russisch.
Schon die Einfahrt in den Hafen ist im Winter spektakulär. Dicke Eisplatten treiben auf dem Wasser (siehe Foto oben). Im tiefen Winter ist der Hafen nur mit Unterstützung eines Eisbrechers erreichbar. Das kleine Kirkenes mit seinen 3.500 Einwohnern liegt nicht nur im hohen Norden, sondern auch verdammt weit östlich. Sogar etwas östlicher als St. Petersburg.
Norwegische und russische Ausschilderung
Im Straßenbild fallen sofort kyrillische Buchstaben auf. Als Besucher wundert man sich, aber das Kirkenes liegt nur zehn Kilometer von Russland entfernt. Bis in die norwegische Hauptstadt Oslo sind es 2.000 Kilometer. Mit dem Auto müsste man durch Finnland und Schweden fahren, um nach Oslo zu kommen. Man wäre 24 Stunden am Stück unterwegs. Murmansk liegt dagegen nur 200 Kilometer entfernt. Drei Stunden mit dem Auto.
Kein Wunder, dass sich ein reger Handel zwischen den beiden Regionen entwickelt hat. In Geschäften ist alles zweisprachig ausgeschildert. Norweger und Russen aus der Grenzregion dürfen ohne Visum die Grenze passieren. In Kirkenes gibt es einen Russenmarkt. Russland hat in der kleinen Stadt im sehr hohen Norden sogar eine eigene diplomatische Vertretung mit einem Generalkonsulat.
Geisterstadt wegen Krieg
Oder sollte ich besser alles in Vergangenheit schreiben? Es gibt nämlich ein Kirkenes vor 2022 und eines seit 2022. Also eines vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine und eins danach. Die grenze ist zwar die einige offene zwischen einem NATO-Staat und Russland, aber der Handel ist mit dem krieg zum Erliegen gekommen.
Das alles änderte sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022. Seither ist Kirkenes eine Geisterstadt. Der Grenzverkehr, von dem viele Menschen lebten, ist zum Erliegen gekommen. Die Grenze ist zwar während des Krieges geöffnet, es kommt aber niemand mehr. Die Grenze bleib während des Krieges geöffnet, das führte zwar zu Protesten innerhalb der NATO. Norwegen hielt die Grenzöffnung aber für wichtig, weil die Menschen im Länderdreieck auf gegenseitigen Handel angewiesen seien.
Einziger Grenzübergang im Kalten Krieg
Kirkenes war lange Zeit ein kleines Dorf. Bis 1908 in der Nähe Eisenerz im Tagebau gefördert wurde. Dadurch wuchs die Stadt rasant auf mehrere tausend Einwohner. Im Zweiten Weltkrieg waren 30.000 deutsche Soldaten im kleinen Kirkenes stationiert. Grund war die strategische Lage in der Nähe der Sowjetunion. Im Kalten Krieg befand sich hier der einzige Grenzübergang zwischen der NATO und der Sowjetunion.
Das Bekanntest in Kirkenes ist das Snowhotel, das wenige Kilometer außerhalb liegt. Hier könnt ihr in eisigen Betten unter Schnee-Figuren übernachten. Zudem hat das Hotel eine Husky-Farm, von der Schlittentouren starten. In einem kleinen Zoo könnt ihr Rentiere streicheln. Ihr könnt hier Führungen durchs Schneehotel buchen.
Im Großteil des Jahres liegt Schnee
In Kirkenes ist es vergleichsweise mild. Der Temperaturrekord liegt im Juli bei 32 Grad. In einem normalen Juli ist es natürlich kälter. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 16 Grad. 2/3 des Jahres liegt Schnee. Etwa 115 Tage im Jahr sind eisfrei. Vom 21. November bis 21. Januar geht die Sonne nicht auf. Es herrscht Polarnacht. Von 17. Mai bis 21. Juli geht die Sonne dagegen niemals unter.
Bis 2022 sind alle großen Kreuzfahrtgesellschaften bis nach Kirkenes gefahren. Seit dem Krieg fahren die meisten den Hafen wegen der Nähe zu Russland nicht mehr an. Hurtigruten-Schiffe halten hier nach wie vor. Es ist der Wendepunkt in der Postschiffroute. Von Kirkenes geht es wieder zurück in den Süden. Die Schiffe bieten im Ausflugsprogramm u.a. das Schneehotel/Snowhotel, Schlittenhunde-Fahrten und Snowmobil-Touren an.