Die Nordbahntrasse ist für Radfahrer eine der schönsten und abwechslungsreichsten in Deutschland: Alle paar Meter gibt es was zu sehen.
Viadukte, Kunstwerke, ein Blick ins Wupper-Tal, kleine schön hergerichtete alte Bahnhöfe, in denen jetzt Getränke und Speisen an Radfahrer verkauft werden und überall Schilder, die von der Geschichte einzelner Gebäude entlang der Strecke erzählen. Lange Rad- und Fußgängertunnel, durch die man fahren kann. Auf der Nordbahntrasse kann man einen spannenden Tag verbringen. Da kann selbst das Radeln zu kurz kommen.
Doch von vorn. Die Nordbahntrasse ist ein 22,5 Kilometer lange Radweg, der oberhalb von Wuppertal herführt. Die Strecke führt von Wuppertal-Vohwinkel bis nach Schee. 2/3 der Strecke sind eher städtisch geprägt, im letzten Drittel nach Schee seid ihr mit dem Rad plötzlich mitten in der Natur. Zwischen Bäumen, Wiesen, Feldern, Pferden und Bauernhöfen.
Schloss am Rande des Radwegs
Der städtische Teil ab Vohwinkel ist nur so gespickt von Highlights. Gleich nach einigen hundert Metern lohnt es sich bereits, die Trasse kurz zu verlassen, um zum Schloss Lüntenbeck abzubiegen. Der Weg ist ausgeschildert. Das Schloss liegt nur einmal den Berg runter von der Trasse entfernt. Die Wasserburg, deren Gewölbe von 1217 stammen, ist eins der ältesten Gebäude. Es gibt neben dem Schloss einige Nebengebäude wie eine Mühle zu sehen. Im Schloss-Café könnt ihr draußen sitzen.
Doch weiter auf der Trasse. Es geht vorbei an einem der größten deutschen Kugelgasbehälter, alten Bahnhöfen wie dem Bahnhof Varresbeck, in denen ihr schön im Biergarten sitzen könnt, links und rechts habt ihr den Blick auf Wuppertal. Häufig stehen Schildern, um euch zu erklären, was sich früher in den Gebäuden befand. So wie bei der alten 1972 stillgelegten Textilfabrik, die ihr unten im Foto seht.
In der Nähe: Visiodrom mit MUltimedia-Show
Nicht weit entfernt ist auch das Visiodrom. Ein alter Gasbehälter, in dem heute eine 360-Grad-Multimediashow gezeigt wird. Vom Dach habt ihr einen tollen Blick über Wuppertal und das Bergische Land. Ihr sehr den Gasbehälter von der Nordbahntrasse. Er ist nur wenige Meter vom Bahnhof Oberbarmen entfernt.
Die Nordbahntrasse in Wuppertal
Ein Erlebnis sind auch die fünf Radwegetunnel auf dem Weg. Ihr fahrt mit dem Rad durch die alten teilweise über 700 Meter langen alten Bahntunnel, in denen es orgendtlich frisch ist. Schilder fordern euch auf, das Licht einzuschalten. Das ist bei einigen ziemlich dunklen Passagen auch sehr sinnvoll, um keine Fußgänger über den haufen zu fahren. Teilweise (siehe Foto) sind die Tunnel aber super beleuchtet.
Es geht über die Lego-Brücke und Viadukte
Weitere Highlingts sind die Brücken, die ihr teilweise aber nur sehen könnt, wenn ihr kurz von der Trasse abbiegt. Toll ist die von Streetart-Künstler Martin Heuwold gestaltete Lego-Brücke (Schwesternstraße). Sehenswert sind auch die Viadukte, über die ihr fahrt. Zum Beispiel an der Steinstraße.
Spaß macht auch, dass auf der Nordbahntrasse vieles von früher erhalten wurde. Es stehen alte Signalanlage an der Strecke. Bahnsteige stehen dort als wenn in den nächsten Minuten ein Zug halten würde. Auch die alten Beschilderungen der Bahnhöfe stehen noch. An vielen auch die Überdachungen von damals.
Die Nordbahntrasse ist Teil der alten „Rheinischen Strecke“, die von Düsselorf nach Dortmund ging. Hier fuhren früher Züge und kleinere Triebwagen. Ein Teil der Wuppertaler Strecke wurde bereits 1890 errichtet. In Wuppertal fuhren noch bis 1991 Züge (in einem Streckenabschnitt sogar bis 1999), die Streckenteile nach Dortmund waren bereits 1957 stillgelegt worden.
Alte Bahnstrecken
Der nördliche Teil von Oberbarmen bis Schee gehörte früher zur sogenannten Kohlenbahn, die bis nach Hattingen führte. Sie stammt teilweise bereits von 1880. Einige Streckenabschnitte waren 1979, die gesamte Linie 1984 stillgelegt worden. Hier fuhren ursprünglich Personen-, aber auch Güterzüge.
Die „Rheinische Strecke“ damals und heute
Der Verein „Wuppertalbewegung“ entwickelte die Idee, die alte Bahnstrecke zu einem Wander- und Radweg auszubauen, den beispielsweise auch Inline-Skater nutzen dürfen. Von der ersten Idee 2005 bis zur Eröffnung 2014 vergingen fast zehn Jahre. Insgesamt kostete der Bau 30 Millionen Euro. Ein Teil wurde mit privaten Spenden und aus einer Stiftung bezahlt.
Zahlreiche Bahntrassen im Ruhrgebiet
Die Nordbahntrasse ist so etwas wie die Mutter aller Bahntrassen, die fürs Radfahren hergerichtet wurde. Im Ruhrgebiet gibt es mittlerweile zahlreiche stillgelegte Bahnstrecken, die zu Radwegen umgewandelt wurden. Inbesondere rund um Bochum finden sich mehrere herrliche Strecken. Diese Bahnlinien wurden früher benutzt, um Kohle oder Erz durchs Ruhrgebiet zu transportieren. Mit dem Niedergang der Zeche wurden die Strecken nicht mehr gebraucht und in Radwege umgebaut. Auch die Seilbahntrasse in Lünen ist ein Beispiel dafür.
Wer von außerhalb kommt, kann gut mit dem Zug zum Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel fahren und dort in die Nordbahntrasse einsteigen. Die beginnt direkt auf dem Parkplatz am Bahnhof. Die ganze Nordbahntrasse ist sehr gut ausgeschildert.
Anschluss an Kohlenbahn/Glückauftrasse
Am Ende – am Bahnhof Schee – ist die Nordbahntrasse an den Ruhrtalradweg und den Radweg Kohlenbahn/Glückauftrasse angebunden. Ihr könnt die Strecke gut mit der Kohlenbahn kombinieren. Vom Bahnhof Schee geht es etwa 13 Kilometer bergab Richtung Hattingen. Nordbahntrasse und Kohlenbahn sind zusammen rund 36 Kilometer lang.