8. Juni 2025

Swakopmund – das südlichste Ostseebad Deutschlands

Auch der Leuchtturm wurde von Deutschen gebaut

Deutsche Architektur. Deutsche Sprache. Die Einheimischen sprechen von Swakopmund gern als dem „südlichsten Ostseebad Deutschlands“.

„Suchen Sie eher etwas Historisches oder einen Reiseführer“, fragt mich die Inhaberin eines Buchladens in perfektem Deutsch. Die Verkäuferin eines Souvenir-Geschäftes stammt zwar von den Buren in Südafrika ab, müsste also Afrikaans sprechen, doch auch sie begrüßt mich in tadellosen Deutsch. Willkommen in Swakopmund.

Blick vom Woermann-Haus auf die Landungsbrücke

Wenn am Strand nicht sehr viele schwarze Kinder spielen würden, könnte man wirklich denken, hier sei das südlichste Ostseebad Deutschlands. Schließlich spricht auch mindestens dien Hälfte der Touristen hier im Stadtkern deutsch. Und das windige Wetter mit Temperaturen um die 20 Grad würde auch passen.

Frischeres Wetter als in anderen Landesteilen

Das vielleicht noch kurz vorweg: Wer aus Windhoek, dem Damaraland, aus der Namib oder aus dem Etosha-Nationalpark nach Swakopmund fährt, dürfte von den frischen Temperaturen überrascht sein. Hier ist es tagsüber das ganze Jahr über um die 20 Grad. Nachts können die Temperaturen auch mal auf zehn Grad fallen. Namibianer entfliehen über Weihnachten und Silvester gern dem heißen Windhoek, um hier in der Seefrische die Feiertage zu verbringen.

1893 landeten hier erstmals deutsche Siedler. Swakopmund war das Tor vom Deutschen Reich ins damalige Deutsch-Südwest-Afrika. Die meisten Siedler zogen gleich weiter ins Landesinnere, zum Beispiel Richtung Windhoek. Weil sich nur das zu Großbritannien gehörende Walvis Bay für einen Seehafen eigneten, mussten sich die Deutschen etwas ausdenken. Sie bauten eine 275 Meter lange Landungsbrücke, an der Schiffe anlegen konnten.

Klimatisch wie in Deutschland – aber mitten in der Wüste

Den Siedlern muss sich ein bizarres Bild geboten haben. Sie kamen zwar in einen Landstrich, der klimatisch mit Deutschland halbwegs vergleichbar war, sie sahen aber nur so weit das Auge reicht, Sand. Swakopmund liegt am Rande der Namib. Rundherum war damals (und ist heute) Sand.

Vom Woermann-Turm sieht man, dass die Stadt in die Wüste gebaut ist

Einige Siedler blieben in Swakopmund und bauten eine sehr deutsche Stadt. Mit Bahnhof, Kirche, Post, Hotel. Erstaunlich, wie viel die Deutschen innerhalb weniger Jahre zwischen 1899 und 1914 gebaut haben. Die Straßen hießen beispielsweise Kaiser-Wilhelm-Straße. Noch heute tragen einige einen deutschen Namen. Last euch einfach durch das Städtchen treiben. Mit Cafés , Restaurant und Souvenirläden ist es sehr vergleichbar mit einem Ostseebad.

Die Kaiser-Wilhelm-Straße ist umbenannt worden, Schilder stehen aber noch

Wer sich für die Kolonialgeschichte interessiert, sollte in eine der beiden Buchhandlungen. Dort gibt es viele Bücher, die man bei uns nicht kaufen kann. Auch Zeitzeugen-Berichte alter Siedler. Zudem gibt es einen Devotionalienladen, in dem ihr alte Schilder oder Orden aus der Kaiserzeit kaufen könnt.

Viele deutsche Häuser

Um das Land zu erschließen, bauten die Deutschen Bahnlinien durch ganz Deutsch-Südwestafrika. Also musste auch ein Bahnhof her. Siehe Bild unten. Ein herrliches Gebäude, in dem heute ein Luxushotel untergebracht ist. Im Innenhof befindet sich jetzt ein Schwimmbad, nebenan ein Casino.

Der alte Bahnhof ist heute ein Luxushotel

Leider etwas verfallen ist das Woermann-Haus, das der gleichnamigen Hamburger Schifffahrtsgesellschaft gehörte. Die organisierte schon lange bevor die Deutschen Südwest besetzt hatten, Schiffsverkehr nach Afrika. In Swakopmund haben sie ein herrliches Handelshaus mit einem Aussichtsturm, von dem man nahende Schiffe sehen konnte, gebaut. Ihr könnt raus auf den Turm. Den Schlüssel gibt es gegen ein paar namibische Dollar bei einem Souvenirladen schräg gegenüber vom Turm.

Guter Blick vom Woermann-Haus

Von oben seht ihr die vielen gut erhaltenen alten deutschen Gebäude, die Landungsbrücke und Sand. Was sonst. Von hier aus wird euch deutlich, dass das kleine Städtchen an drei Seiten vom Sand umschlossen ist. Wer sich für die alten Gebäude interessiert, kann sich in der Buchhandlung ein Buch kaufen, in dem viele beschrieben sind. Leider kann man das Buch in Deutschland nicht bestellen.

Das Woermann-Haus mit Turm

In Swakopmund kann man gut einen Tag verbringen. Im Stadtkern gibt es neben Souvernirläden auch Supermärkte und Bekleidungsläden. Wer sich anschauen will, wie Einheimische shoppen, kann auch in die Mall „Platz am Meer“ etwas außerhalb der historischen Innenstadt fahren. Hier findet ihr Modegeschäfte, Schuhläden etc. Was man halt so im Shoppingcenter findet.

Deutscheste Stadt Namibias

Swakopmund gilt als deutscheste Stadt Namibias. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung hat deutsche Wurzeln. Viele wurden nach 1915 vertrieben, etwa die Hälfte der Deutschen blieb aber im Land. In der Nähe des Leuchtturms gibt es ein kleines Stadtmuseum, in dem ihr viel über die Siedler erfahren könnt.

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