29. März 2024

James Bond – Beruf: Spion, Geburtsort: Wattenscheid

Eine der unbekannteren Geschichten aus dem Ruhrgebiet: James Bond, der berühmte Spion Ihrer Majestät, wurde in Wattenscheid geboren. So steht es in der Biografie des Meisterspions, geschrieben von einem Vertrauten von Bond-Autor Ian Flemming. Eine Bond-Straße oder einen 007-Platz gibt es bislang allerdings nicht in Wattenscheid.

Herbst 1920. Der Kohleabbau auf der Zeche Holland boomt. Gerade stehen die Inhaber davor, einen neuen Schacht zu eröffnen. Der Himmel ist grau und voller Ruß. In dieser Umgebung erblickt der berühmteste aller Spione, James Bond, das Licht der Welt. Das behauptet jedenfalls John Pearson, der Biograf und Vertraute von Bond-Erfinder Flemming in einem 1973 erschienenen Buch über das Leben des Spions.

Es ist kalt. Viel kälter als sonst um diese Jahreszeit. Die schwangere Monique Bond steht auf dem Bahnsteig von Wattenscheid. Die Bergsteigerin will zurück in ihre Schweizer Heimat, um den kleinen James zur Welt zu bringen. Das Ruhrgebiet – kein idealer Ort für die Geburt, findet die junge Frau. Doch ein Eisenbahnerstreik verhindert ihre Abreise in die Alpen. Also kommt der spätere Spion am 11. November 1920 in Wattenscheid zur Welt.

Thyssen-Krupp-Hauptverwaltung
Thyssen-Krupp-Hauptverwaltung

So schreibt es John Pearson in der 007-Biografie und beruft sich auf Ian Flemming, der ihm diese Geschichte erzählt haben soll. Das ist durchaus möglich. Pearson war eine Zeit Assistent von Flemming, schrieb auch die Biografie des berühmten Autors. Einige Jahre nach dem Tod Flemmings verfasste Pearson zudem eine fiktive 007-Biografie. Aufgezeichnet nach Erinnerungen an Gespräche mit dem Bond-Erfinder.

Andrew Bond, der Vater von James, wohnte zu dieser Zeit in Wattenscheid. Nicht in einem der heillos überbelegten Zechenhäuser, sondern in einer schicken Villa. Die britische Regierung hatte den Ingenieur und Agenten an die Ruhr geschickt, um die deutsche Waffenschmiede, die Krupp-Fabrik, zu zerschlagen. So wuchs der kleine James bis zum 5. Lebensjahr in Wattenscheid auf, spielte an der Zeche Holland und raufte viel mit Jungs im selben Alter, so schreibt es Pearson. Zu dieser Zeit soll James besser deutsch als englisch gesprochen haben.

Bei eingefleischten Bond-Fans ist diese biografische Anekdote durchaus bekannt. Bochum, Wattenscheid und das Ruhrgebiet vermarkten diese Geschichte bislang nicht. Kein Bond-Museum, kein 007-Platz, nichts erinnert in Wattenscheid an den berühmtesten Sohn der Stadt. So überwuchert heute das Gelände der 1988 stillgelegten Zeche Holland mit Wildblumen und Unkraut. Und verfällt zunehmend. Da, wo Bond gespielt hat, steht heute eine Gewerbepark, in dem vor der Pleite der Firma unter anderem die Erfinder des Moorhuhns ihren Sitz hatte.

Zeche Holland
Zeche Holland

Nach der Kohle verschwand zuletzt auch die Textilproduktion von Steilmann, der zu besten Zeiten tausende Mitarbeiter im Ort beschäftigte. Mit dem Niedergang von Steilmann versank auch der einstige Bundesligist SG Wattenscheid 09 in der Bedeutungslosigkeit. Eins durfte der lautstarke Gegner von Wattenscheids Eingemeindung nach Bochum nicht mehr miterleben. Viele Wattenscheider fahren heute wieder mit dem kürzlich zugelassenen WAT-Kennzeichen durch die Straßen. Steilmann hatte sich immer geweigert, dass sein Wagen mit BO-Nummernschild fahren muss und seinen Mercedes deshalb in Essen angemeldet.

Schönstes Ausflugsziel in Wattenscheid ist heute der eindrucksvolle Turm der Zeche Holland. Und vielleicht kommt ja irgendwann auch noch eine Gedenktafel oder ein Platz für den Spion Ihrer Majestät hinzu.

Text/Fotos (c) Michael Westerhoff

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