27. Juli 2024

Bergbau hautnah erleben: Das Besucherbergwerk Zeche Nachtigall in Witten

Ein Besucherbergwerk, eine Ziegelei, eine alte Dampfmaschine und eine historische Bimmelbahn – im LWL Industriemuseum Nachtigall im Wittener Ruhrtal können Besucher in die Geschichte des Bergbaus eintauchen.

Der schmale Schacht, der tief in den Berg hineinführt, lässt es schon erahnen: Der Bergbau auf Klein-Zechen war eine Schinderei. Der Schacht im Besucherbergwerk ist an einigen Stellen gerade mal 1,40 Meter hoch. Wer Platzangst hat, sollte sich überlegen, ob er in die Schachtanlage reinkrabbelt. Ein Pullover ist übrigens empfehlenswert. Auch im Winter sind dort nur 14 Grad.

Loren dem Eingang zum Besucherbergwerk

Auf großen Zechen herrschten viel bessere Arbeitsbedingungen als in den kleinen Stollen wie in Witten. Die großen Bergwerk hatten einen weiteren Vorteil. Die Anfahrt zum Flöz konnte auch mal eine halbe Stunde dauern. Das war Arbeitszeit. In Klein-Zechen waren die Bergmänner direkt bei der Arbeit. Umso mehr mussten sie in einer Schicht tun. Das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall widmet sich speziell diesen Klein-Zechen. Von denen gab es zwischen 1945 und 1975 über 1.000 im Ruhrgebiet. Häufig waren nur drei bis fünf Bergleute beschäftigt.

Wiege des Bergbaus

Im Muttental in Witten liegt die Wiege des Ruhrbergbaus. Hier wurde bereits vor 300 Jahren Kohle gefördert. Die Zeche Nachtigall wurde bereits 1714 eröffnet. Davor soll es in der Gegend bereits Tagebau gegeben haben. Ihr könnt auf dem Gelände also drei Phasen des Bergbaus kennenlernen. Den frühen, eine Zwischenphase in den 1920er-Jahren und die Klein-Zechen, die ab 1945 in Betrieb waren.

Dieser Kahn wurde von Pferden gezogen

Zum ersten Mal wurde im Bereich der Zeche Nachtigall 1714 Kohle abgebaut, später entwickelte sich die Zeche zu einer der größten ihrer Zeit. Ihren Höhepunkt erlebte sie um 1850. Der Abtransport der Kohle war in den frühen Tagen des Bergbaus ein schwieriges Unterfangen. Da weder Eisenbahn noch Dampfschiffe erfunden waren, mussten Pferde mit Kohle beladene Holzkähne die Ruhr abwärts ziehen. Schätze wie ein solches Boot sind im LWL Museum in Witten zu bewundern (siehe Foto oben).

Ziegelei auf dem Gelände

1892 errichtete ein Unternehmer auf dem Zechengelände eine Ziegelei, die bis 1964 betrieben wurde. Der Betrieb wurde restauriert, jetzt können Besucher besichtigen wie in früher Zeit mit Hand Ziegel hergestellt wurden. Dieser Unternehmer übernahm die Zeche 1921, weil in Schächten nicht nur Kohle, sondern auch Schiefer zu finden war. Den brauchte er zur Ziegel-Produktion.

Ziegelei auf dem Gelände des Museums

Viele Zechen hatten zu dieser Zeit Ziegeleien auf dem Gelände. Zum einen, um den „Abfallstoff“ Schiefer weiterzuverarbeiten. Zum anderen aber auch, weil man die Ziegel für den Betrieb brauchte. Um Gebäude auf dem gelände der Zeche zu errichten oder um damit Schächte unter der Erde zu sichern und stabil zu machen. Auch für den Bau von Werkswohnungen wurden Zigel benötigt.,

Dampfmaschine im Museum

Auch eine Dampfmaschine (siehe Foto unten) ist im Museum zu sehen. Die war früher einmal auf der Zeche Proper Haniel in Bottrop im Einsatz. Sie wurde von den Museumskuratoren wieder flott gemacht. Auch die könnt ihr im Museum bewundern.

Dampfmaschine im LWL Museum
Dampfmaschine im LWL Museum

Das Museum hat sehr viel zu bieten: Ihr könnt etwas über Klein-Zechen erfahren und etwas über den frühen Bergbau ab 1714. Ihr könnt die Ziegelei besichtigen, ins Besucherbergwerk einfahren und die Dampfmaschine bewundern. Also einiges zu sehen auf dem Gelände.

Bergbau-Wanderweg

Es bietet sich zudem ein Spaziergang oder eine Radtour durchs Muttental an. Ein Rundweg beginnt in unmittelbarer Nähe des Museums. Auf dem Weg könnt ihr in uralte Schächte schauen, Verladestationen von Klein-Zechen ansehen oder auch eine Fahrzeug-Sammlung, mit der früher Kohle unter der Erde eingesammelt wurde, bewundern. Der Weg lohnt sich auf jeden Fall. Und an einer Burgruine kommt ihr auch noch vorbei. Am Museum halten auch die Museumszüge des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen.

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