Die ganze Stadt ist ein Kunstwerk. Alle zwei Jahre findet in Venedig die Kunst-Biennale statt. Auf dem Biennale-Gelände, aber auch im Stadtgebiet.
Im russischen Figuren-Theater feiern Marionetten den Welt-Untergang, den deutschen Pavillon teilt eine Mauer, die Skandinavier setzen sich mit der Klimaerwärmung auseinander. Biennale heißt Abwechslung. Von banal über genial bis verkopft. Bilder, Skulpturen, Videoinstallationen – 2019 war von allem etwas zu sehen (mehr Eindrücke von der Biennale 2019 im Video auf dieser Seite).
Das Gelände besteht aus den 28 nationalen Pavillons, unter anderem dem deutschen, und einer großen Halle. In den Pavillons stellen jeweils einzelne vom Biennale-Chef eingeladene Künstler oder Künstlergruppen aus den jeweiligen Ländern aus. Hinzu kommt eine große mehrstöckige Halle, in der mehrere Künstler ihre Werke präsentieren. Egal, welcher Nationalität sie sind. Hier gibt es auch keinen thematischen roten Faden. In der Halle gibt’s einfach gute moderne Kunst. Die Qualität übersteigt häufig die der Werke in den nationalen Pavillons.
Die Biennale im Colorfulcities-Video:
Die Kunst-Biennale gibt es jetzt schon seit 1895. Wer schon einmal eine Weltausstellung besucht hat, stellt schnell Parallelen fest. Das Konzept der nationalen Pavillons ist nämlich dort geklaut. Anfangs wurden nur italienische Werke ausgestellt, schnell folgten aber die Pavillons der verschiedenen Länder. Der erste Pavillon war der belgische 1907, der deutsche folgte 1909. Der wurde in den 1930er-Jahren umgestaltet. Dieser Umbau ist bis heute umstritten, weil die Halle sehr an nationalsozialistische Architektur erinnert. Das wird immer mal wieder kritisch diskutiert, bislang hat aber niemand Geld zur Verfügung gestellt, um die nationalsozialistisch anmutenden Säulen abzureißen oder den Pavillon neu zu bauen.
Seit 1999 gehört auch das Arsenale zum Ausstellungsgelände. Dabei handelt es sich um eine alte Werft, die ursprünglich im militärischen Sperrgebiet lag. In den Industrie-Hallen sind die kleineren Nationen untergebracht. Zudem gibt es zahlreiche Ausstellungen in der Stadt. In verschiedenen Palazzos präsentieren ebenfalls kleine Nationen ihre Werke. In der Regel ist der Eintritt in der City umsonst.
Neben der Kunst-Biennale in den ungeraden Jahren findet in den geraden Jahren die Architektur-Biennale statt. Auch die seit den 1930er-Jahren veranstalteten Filmfestspiele am Lido von Venedig gehören zum Biennale-Programm. Die Kunst-Biennale hat von Mai bis November geöffnet. Auch in der Hochsaison verlaufen sich die Besucher, sodass Sie genügend Platz haben, um die Kunstwerke zu genießen. Wer alles sehen will, sollte zwei, wenn nicht sogar drei Tage, einplanen.
Der Eingang zur Biennale befindet sich am Giardini im Stadtteil Castello, sehr gut fußläufig vom Marktplatz zu erreichen. Wer mit dem Boot kommen will, muss an der Station Giardini oder an der Haltestelle Arsenale aussteigen. Es gibt verschiedene Eintrittskarten, die zum einmaligen oder mehrmaligen Betreten des Geländes berechtigen.
Text/Fotos/Video (c) Michael Westerhoff