Nach mehreren Unfällen gibt es Diskussionen darüber, ob Kreuzfahrtschiffe durch Venedig fahren sollten. Eher unwahrscheinlich, dass die Fahrt durch die Lagunenstadt wirklich verboten wird.
Es gehört zu den Höhepunkten einer Mittelmeer-Kreuzfahrt. Die Einfahrt mit dem Schiff in Venedig. Die Fahrt führt direkt am berühmten Markusplatz vorbei. Ein tolles Erlebnis für die Passagiere, ein faszinierendes Schauspiel für Touristen, die die Durchfahrt vom Markusplatz beobachten, ein Ärgernis für viele Venezianer.
Zwei Unfälle haben für Diskussionen gesorgt: Die MSC Opera rammte 2019 ein Ausflugsschiff, wenige Tage danach geriet die Costa Deliziosa in ein schweres Unwetter und fuhr dabei fast gegen die Befestigungsmauern am Giardini, in dem die Biennale stattfindet. Nach dem Unglück mit der MSC Opera gab es Proteste gegen die Kreuzfahrtschiffe. 5.000 Menschen demonstrierten in Venedig gegen die großen Pötte, die täglich an der historischen Altstadt vorbei fahren.
Protest gegen Kreuzfahrtschiffe
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird auch zahlreiche Protest-Plakate der „No Grande Navi“ (keine großen Schiffe) – Bewegung sehen. Insbesondere im Studentenviertel. Der Südkurier aus Konstanz verstieg sich sogar zur Schlagzeile „Stadt in Wut: Venedig hat die Kreuzfahrtschiffe satt“. So oder so ähnlich berichteten zahlreiche deutsche Zeitungen. Da scheint allerdings eher der Wunsch Vater des Gedanken zu sein. Ja, es gibt Widerstand gegen Kreuzfahrtschiffe in Venedig, aber ob der mehrheitsfähig ist, scheint mir sehr zweifelhaft. Venedig lebt nämlich gut von den Kreuzfahrern.
„Venedig verdient ja nichts an den Kreuzfahrern“, lautet eine der Begründungen, warum die Venezianer angeblich gegen die großen Schiffe sind. Das ist Quatsch. Im Gegenteil. Kreuzfahrt-Touristen geben jedes Jahr 155 Millionen Euro in der Stadt aus. 100 Euro pro Person (für Souvenirs, Kaffee, Eintritte, Stadtführungen etc.). Doch das sind nur die direkten Einnahmen.
Schiffe bringen Stadt viel Geld
Über 4.000 Menschen leben vom Kreuzfahrttourismus in Venedig. Weil viele Touren in Venedig starten oder enden, werden sie hier mit Proviant beladen. Die örtlichen Händler wollen ungern auf diese Einnahmen verzichten. Zudem langt die Stadt bei Liegegebühren für Kreuzfahrtschiffe kräftig hin. Jeder Tag am Kai kostet für ein Kreuzfahrtschiff um die 60.000 Euro.
Hauptstadt des Kreuzfahrt-Tourismus‘
Die italienische Regierung hat jetzt sogar verkündet, dass Venedig Welt-Hauptstadt der Kreuzfahrt werden soll. Es kann also keine Rede vom Einbremsen des Kreuzfahrt-Tourismus‘ sein. Was nach wie vor diskutiert wird, ist ein neues Terminal für die Schiffe im Industriehafen. Darüber streiten sich die Stadt und die italienische Staatsregierung allerdings schon mehrere Jahre, ohne zu einer Lösung zu kommen.
Venedig im Colorfulcities-Video:
Text/Video/Fotos (c) Michael Westerhoff