Dieser Text müsste eigentlich mit Comic-Worten wie „Röchel“ und „Hechel“ beginnen. Das ist die erste Erinnerung, die mir zur Chinesischen Mauer einfällt. Warum? Gehen Sie die Treppen mal rauf, dann wissen Sie warum. Die Stufen sind hoch und unregelmäßig. Muskelkater garantiert.
Trotzdem sollte man sich das Erlebnis nicht nehmen lassen und so weit wie möglich nach oben marschieren. Der Ausblick ist wunderbar. Und – Überraschung – man kann was sehen. In Peking eher selten, denn durch den Smog herrscht Dauerdunst. Ein sehr schöner Zugang befindet sich in der Nähe von Nanlou. Hier können Sie eine Stunde nach oben marschieren und auch im Kreis gehen. Das dauert ungefähr anderthalb Stunde.
Weil natürlich jeder Peking-Besucher auch die Mauer sehen möchte, ist es im unteren Bereich sehr voll. Nach oben wollen oder können dann aber doch nicht alle. Schon von daher lohnt der Aufstieg. Allein sind Sie nie, aber je weiter Sie nach oben kommen desto ruhiger wird es. In einem der Türme gibt es Getränke, danach geht’s wieder besser bergauf.
Kann man die Mauer aus dem All sehen?
An dieser Stelle muss ich auch mit einer Legende aufräumen: Nein, die Chinesische Mauer kann man nicht aus dem Weltall sehen, auch wenn das Menschen hartnäckig behaupten. Das geht nämlich gar nicht. Zum einen, weil sie zu klein ist, um sie aus der Entfernung zu sehen. Zum anderen aber auch, weil sie gar nicht mehr richtig existiert.
Es gibt einige restaurierte Abschnitte wie den in Nanlou, aber weite Teile der 8.000 Kilometer langen Mauer sind zerstört. Durch den Zahn der Zeit, durch Dorfbewohner, die sich Steine aus der Mauer gehauen haben, um selber ein Haus zu bauen, zudem weil die Chinesen lange keine Rücksicht auf das Denkmal genommen haben. Wenn es einem Bauprojekt im Weg stand, wurde einfach ein Teil der Mauer abgerissen.
Peking und die Mauer im Colorfulcities-Video
Die Länge von 8.000 Kilometern ist eine offizielle Angabe der chinesischen Regierung. Die Mauer könnte aber wesentlich länger gewesen sein. Immer wieder stoßen Archäologen auf neue Mauern. Um 700 vor Christi wurde der Bau begonnen, in den Jahrhunderten danach wurden immer wieder Teile ergänzt oder neue Mauern gebaut. Die Chinesen wollten sich damit vor Eindringlingen aus dem Norden schützen.
Text/Fotos/Video © Michael Westerhoff