23. November 2024

Wenn China, dann Shanghai

Skyline von Shanghai - Blick von der Waibaidu Brücke

In den Artikeln über Zensur und eine Flusskreuzfahrt erkennen Sie bereits meine Skepsis über das Reiseland China. Mit einer Ausnahme würde ich von China abraten. Außer von einer Städtereise nach Shanghai.

Peking ist Hauptstadt, hat die Mauer und zweimal die Olympischen Spiele, Xi’an die Terrakotta-Armee und war jahrhundertelang Hauptstadt, Chongquing ist mit 32 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Aber eine weltoffene Metropole gibt es nur eine in China: Shanghai.

Der Bulle vor der Börse am Bund in Shanghai

Ja, normalerweise stehe ich auch eher auf authentische Städte als auf verwestlichte, deshalb liebe ich Tokio auch so. Eine riesige Metropole, aber die Japaner haben sich ihre Eigenarten bewahrt. Von daher müsste ich eigentlich von Shanghai abraten. Sie ist die westlichste Stadt Chinas. Aber das hat im Fall von Shanghai Tradition. Die Stadt ist seit Jahrhunderten eine Metropole mit starken britischen und französischen Einflüssen. Diese Weltoffenheit hat sie sich trotz des Einflusses der Kommunistische Partei bewahrt.

Shanghai – offener als andere Städte

Damit unterscheidet sich Shanghai von den anderen Städte, die fest in der Hand der chinesischen Ideologen sind. Unendliche Hochhaus-Siedlungen, ekelhafter Smog und Überwachung auf Schritt und Tritt. Das ist chinesische Realität. In Shanghai wird auch plötzlich der Reiseführer locker und lässt seine Schäfchen laufen. In anderen Städten ist das nur bedingt erwünscht bis verboten. Ja, Dutzende Kameras an jeder Straßenecke wie in Peking oder strenge Überwachung wie in Chongquing sind landestypische und insofern eine Erfahrung wert. Aber muss man sich im Urlaub die Laune von missmutigen Chinesen mit Verfolgungswahn verderben lassen? Ich meine: Nein!

Historisches in Shanghai

Deshalb rate ich zu Shanghai und vom Rest eher ab. Die Skyline von Shanghai ist faszinierend. Sie finden am Bund, der alten britischen Prachtstraße tatsächlich noch historische Gebäude. Es gibt sogar noch Teile der Altstadt, in denen die chinesischen Stadtplaner noch nicht gewütet haben. Hier gibt es noch etwas alte Bausubstanz und traditionelles Leben. Vermutlich nicht mehr lange, weil an vielen Stellen die Bagger längst angerückt sind.

Offene Menschen

Was aber noch wichtiger ist: Die Menschen. In Shanghai haben sie sich ihre Offenheit gegenüber Fremden bewahrt. Hier können Sie auch mit Einheimischen ins Gespräch kommen. Und: Hier scheint niemand Angst zu haben. Peking und die KP sind weit weg.

Text/Fotos (c) Michael Westerhoff


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