Städte-Apps gibts viele. Doch diese ist eine besondere: Ihr könnt mit der App auch in Gebäude gehen, die seit Jahrhunderten nicht mehr stehen.
Viktor Waal hält den Prototypen der Soest App auf ein altes Fachwerkhaus. Plötzlich erscheint ein virtuelles Gebäude. Eins, das hier vor hunderten Jahren einmal stand. Natürlich kann man in das gar nicht vorhandene Bauwerk rein gehen. Natürlich auch virtuell. Der Soester Viktor Waal entwickelt zusammen mit der Wirtschaftsförderung „Wirtschaft & Marketing Soest (WMS)“ gerade eine der spannendsten Touristen-Apps, die ich bisher gesehen habe.
Die App „Soest Tour“ kann, was alle Touristen-Apps können. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind in der App aufgelistet, Restaurants, Bars, Veranstaltungen auch. Und natürlich gibt es auch einen Stadtplan mit den wichtigsten Attraktionen. Zudem kann ich Routen für Spaziergänge aufrufen und mir so die wichtigsten Gebäude und Sehenswürdigkeiten ansehen.
Schon die heute erhältlicher Version der App hebt sich wohltuend von den auch in manchen Metropolen lieblos gemachten Touristen-Apps ab. Die „Soest Tour“ zeigt erstaunlich viele Sehenswürdigkeiten. Über 50. Rechnet man die ganzen kostenpflichtigen Angebote raus, kommt selbst die App einer Metropole wie Hamburg auf nicht wesentlich mehr Sehenswürdigkeiten. Zu jeder Soester Sehenswürdigkeit gibt es eine ausführliche Beschreibung. Zu vielen auch noch eine Bilder-Galerie und ein Audio. Schon die Standard-App ist sehr gut.
Podcast: Digitale Stadt Soest:
Nun aber ergänzt Viktor Waal die bereits bestehende App um virtuelle Funktionen. Zusammen mit Historikern der Stadt erstellt er virtuelle Modelle von Gebäuden, die nicht mehr stehen. Bis Mitte 2021 will Waal alle Sehenswürdigkeiten digitalisiert haben. Dann wird man mit dem Smartphone durch die Stadt gehen können und sieht wie Soest beispielsweise im Mittelalter ausgesehen hat. Alle längst zerstörten oder abgerissenen Gebäude wird man besichtigen und virtuell betreten können.
Die virtuelle Soest Tour ist Bestandteil der Digitalisierungsstrategie von Soest. Die Stadt ist Modellregion und experimentiert mit Schlagloch-Erfassung mit Künstlicher Intelligenz, digitalisiert alle Dienstleistungen der Stadt sowie den kompletten ÖPNV. Ich muss kein Ticket mehr ziehen, es reicht, mit dem Smartphone den Bus zu betreten. Die Abrechnung erfolgt über Bluetooth. Und zwar kilometergenau und nicht mit Tarifzonen wie wir das bisher kennen.
Über das gesamte spannende Projekt habe ich einen Podcast mit Hannah Hinrichs, der Leiterin des Stadtlabors, aufgenommen. Wir sprechen über die digitale Zukunft der Städte und eben über die oben genannten Projekte. Inklusive der Digitalisierung des Friedhofs von Soest. Den Podcast könnt ihr hier hören.
Text/Fotos (c) Michael Westerhoff