Norwegen gilt als Vorreiter in Elektromobilität. Auch bei elektrisch betriebenen Schiffen haben sie die Nase vorn. Wie fährt es sich auf einem Elektroschiff?
Das Schiff gleitet übers Wasser. Wie ein Kanu. Kein Geräusch ist zu hören als sich die Rygerelektra von Stavanger in die Fjorde fährt. Ein ganz neues Fahrgefühl. Geräuschlos und emissionsfrei. Im Juni 2020 hat die Reederei Rødne das Schiff in Betrieb genommen und fährt seither damit durch die Fjorde rund um Stavanger.
Weltweit sind noch gar nicht viele Schiffe mit Elektromotor im Einsatz. In Taiwan, China und natürlich Norwegen fahren einige. Das skandinavische Land stellt gerade seine Autofähren auf elektrischen Betrieb um. Dafür oder für Fjord-Rundfahrten eignen sich die Schiffe bereits sehr gut. Für weitere Strecke nicht, denn sie haben (noch) ein ähnliches Problem wie E-Autos: Die mangelnde Reichweite.
Die Rygerelektra stammt aus der norwegischen Brødrena-Aa-Werft. Die baut normalerweise traditionelle Schiffe mit Dieselmotoren. Weil die aber zu schwer sind, musste für das Elektroboot erstmal abgespeckt werden. Die Rygerelektra ist aus Kohlefaser gebaut und wiegt rund 40 Prozent weniger als ein vergleichbares Schiff. Auf ihr haben knapp 300 Passagiere Platz. Je nach Auslastung schafft das Elektroschiff zwischen 75 und 95 Kilometern.
Stavanger und das Schiff im Colorfulcities-Video:
Norwegische Elektroschiffe schonen tatsächlich das Klima. Ihr Strom stammt nämlich aus regenerativen Energien, vornehmlich aus Wasserkraft. Norwegen gehört zwar zu den größten Öl- und Erdgasförderern der Welt (und hat deshalb den CO2-Ausstoß im Gegensatz zu Deutschland seit 1990 nicht reduzieren können), im eigenen Land sind fossile Energien aber verbannt. Norwegen fördert massiv Elektroantriebe. So bekam die Reederei einen Zuschuss von fast drei Millionen Euro, um das Schiff anzuschaffen.
Aufgrund der geringen Reichweite dürfte E-Mobilität aber nur eine Antriebsform bei Schiffen der Zukunft sein. Elektroschiffe werden hauptsächlich als Ausflugsschiffe wie auf dem Fjord in Stavanger oder als Fähren eingesetzt. Die Strecken sind kurz, so können die Boote schnell wieder an die Ladestation. Für Kreuzfahrten oder Tanker ist nach heutigem Stand der Forschung eher Wasserstoff die Alternative zum Schiffsdiesel.