Die Zeche Waltrop ist ein richtiges Vorzeige-Bergwerk. Wunderbar restauriert, mit Manufactum ist sogar neues Leben eingezogen. Nur einen kleinen Haken gibt es.
Rote Ziegel, weißer Anstrich. Kaum eine Zeche im Ruhrgebiet ist so schön restauriert wie die Zeche Waltrop. Doch die Gebäude glänzen nicht nur. Wer sich dafür interessiert, was früher in den Hallen passiert ist, erfährt das auf großen roten Schildern. Schön gemacht. Das fehlt an vielen anderen Zechen.
Vor dem Bergbau war Waltrop ein kleines Bauerndorf mit etwas mehr als 3.000 Einwohnern. Mit der Zeche wuchs das Dorf zur Stadt. Heute wohnen hier knapp 30.000 Menschen. Von 1905 bis 1979 wurde Kohle gefördert. In Spitzenzeiten haben über 2.800 Menschen im Bergwerk gearbeitet. Die nicht verwertbaren Reste der Kohleförderung wurde auf der Halde Brockenscheidt, die direkt an der Zeche ist, abgelagert. Später kam auch noch Schutt der Zechen in Lünen und Bergkamen hinzu.
Halde mit Spurwerkturm
Ursprünglich war das Gelände um die Anlage topfeben, mittlerweile befindet sich direkt an der Zeche ein 15 Meter hoher Hügel aus Resten der Kohleförderung. Auf der Halde steht ein Kunstwerk von Jan Bormann aus Castrop-Rauxel. Der Spurwerkturm. Gebaut aus alten Holz-Latten, mit denen früher Schächte abgestützt wurden. Die Pyramide ist etwas höher als zwölf Meter. Oben drauf befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man schön auf die Zeche, aber auch auf das Colani-Ei in Lünen schauen kann.
Auf der Halde Brockenscheidt befindet sich außer dem Spurwerkturm auch noch ein kleiner Kreuzweg. Der wurde 2007 vom Waltroper Künstler Paul Reding gestaltet und umfasst sieben Stationen. Er wurde von der Katholischen Arbeiterbewegung in Auftrag gegeben.
Auf dem Zechengelände befindet sich heute der Gewerbepark Waltrop, auf dem zwei große Firmen ihr Zuhause haben. Maufactum und der Radhersteller Hase. Die Verwaltung von Manufactum sitzt in der alten Turbinenhalle des Bergwerks, in der Lohnhalle ist ein Manufactum-Laden sowie die Lebensmittel-Tochter „Brot und Butter“ untergebracht. In der Lohnhalle hat Manufactum zudem ein Restaurant mit westfälischen Spezialitäten und wechselnden Tagesgerichten eröffnet. Und in einer weiteren Hallo gibt es einen Sonderverkauf mit Restposten.
Auch in dieser Beziehung ist Waltrop eine Vorzeige-Zeche: Sie ist nicht nur Museum oder Baudenkmal wie andere im Ruhrgebiet, sondern beherbergt hunderte neue Arbeitsplätze. Manufactum wurde 1987 in Waltrop gegründet und gehört heute zum Otto-Versand. Im Gewerbepark sitzt zudem der Fahrrad-Hersteller Hase sowie einige mittelständischen Betriebe und Handwerksunternehmen.
Die Zeche eignet sich auch für eine kleine Rast während einer Radtour. Leider etwas versteckt gibt es eine schöne Kaffee-Rösterei, in der ihr neben Kaffee auch Kaltgetränke und tolles – sehr süßes – Gebäck bekommt (siehe Bild oben). Ihr könnt das Café, das sowohl drinnen als auch draußen viele Plätze hat, leicht übersehen. Es liegt auf der Rückseite eines Zechengebäudes, Mehr oder minder im Hinterhof der Manufactum-Verwaltung.
Was auf der herrlichen Zechen-Anlage fehlt, ist allerdings ein Förderturm. Der wurde mit der Stilllegung der Zeche abgerissen. An den Turm erinnert nur noch ein großes Rad auf dem Gelände (siehe Foto oben).