8. September 2024

Kamo-Fluss in Kyoto: Japanische Beton-Romantik

Ein Fluss in einer Stadt hat etwas Belebendes und Frisches. Normalerweise. Der Kamo-Fluss in Kyoto ist eher eine Beton-Röhre.

Junge Leute sitzen bei über 30 Grad am Ufer des Kamo in der Nähe des Shopping-Distriktes in Kyoto. Pärchen gehen am Ufer spazieren. Andere sitzen in den zahlreichen Restaurants, die auf Pfählen entlang des Ufers gebaut wurden. Es ist ein warmer Sommerabend. Ideal, um sich am Fluss etwas zu erfrischen.

Die Restaurants mit ihren Außenterrassen

Nur dass man sich hier kaum erfrischen kann. Kein Windchen weht. Kein Baum spendet Schatten. Wir sind in Japan und da scheint man der Ansicht, dass Grün und Bäume überschätzt werden. Viele Innenstädte sind pure Betonwüsten. Hiroshima zum Beispiel, aber auch in Kyoto ist es nicht sehr viel besser. Alles zugebaut. Mit Häusern, Wolkenkratzern, Geschäften. Parks und Grünanlagen Fehlanzeige.

Einbetonierter Fluss

So auch am Kamo-Fluss, der sich 31 Kilometer durch Kyoto schlängelt. Ihr findet den Fluss in manchen Reiseführern auch unter dem Namen „Kamogawa“. „Kamo“ heißt Wildente, „Gawa“ Fluss. Der Kamo ist in ein relativ gerades Flussbett einbetoniert. Am Ufer gibt es einen aufgeschütteten Weg. Man kann sich ans Ufer setzen. Aber natürlich auf Steine.

Jede Menge Beton: Der Kamo-Fluss

Asiatische Beton-Romatik. Unter Renaturierung versteht man hier definitiv etwas anderes als in Europa. Der Cheonggyecheon in Seoul sieht ganz ähnlich aus. Wasser, das durch eine Betonröhre durch die Stadt fließt. Mit Wegen am Ufer. Das scheint asiatischer Geschmack zu sein, denn auch die Menschen und die Verwaltung in Seoul sind stolz auf ihren renaturierten Fluss.

Beton-Romantik á la Asia

Trotzdem ist es nach einem Spaziergang durch die Innenstadt, schön ein paar Schritte am Fluss zu machen. Man muss sich halt nur auf den Naturbegriff der Japaner einlassen.

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