28. August 2025

Die Bergmann-Story: Von einer verrückten Idee zur Brauerei

Thomas und Carlo Raphael in der Bergmann-Brauerei

Heute ist die Dortmunder Bergmann-Brauerei Kult. Mitte der 2000er hatte Gründer Thomas Raphael eine verrückte Idee, wie er sagt. Heute braut er in der eigenen Brauerei über eine Million Liter Bier jährlich.

„Ich finde das schon cool , wenn es so eine kleine lokale Brauerei ist und nicht irgendwie so eine große Brauerei“, sagt Andreas, der extra aus Hamm gekommen ist, um in der Bergmann-Brauerei ein Export zu trinken. Es ist Donnerstagabend, trotzdem ist der Biergarten bis auf den letzten Platz gefüllt. „Bergmann ist Heimatgefühl“, sagt Ariane. „Wir kommen gerne hier in , weil die Auswahl hier so gut ist. Man hat hier mal etwas anderes als nur ein Pils und ein Export. Wir kommen wegen des Suds des Monats“.

Das Bier wird direkt neben dem Biergarten gebraut

Gebraut wird direkt vor Ort. In der Bergmann-Brauerei. Eine kleine-Brauerei, die es erst seit Mitte der 2000er gibt und die inzwischen Kult in Dortmund und Umgebung ist. Der Mann, der die Brauerei gegründet hat, heißt Dr. Thomas Raphael, im Hauptberuf Biologe und in der Abfallwirtschaft aktiv. Ein Job, für den man selten öffentliches Lob bekommt: „Plötzlich hatte ich ein Produkt in der Hand, nämlich Bier , was alle Leute toll fanden. Ich habe von allen Seiten Anerkennung bekommen“, erzählt mir Raphael bei einem Rundgang durch die Brauerei,.

Von der Schnapsidee zur eigenen Bergmann-Brauerei
Reklameschild der alten Bergmann-Brauerei im Brauereimuseum in Dortmund

Die Geschichte der Neu-Gründung der Bergmann-Brauerei beginnt mit einer Schnaps- bzw. Bier-Idee: „Ich bin durch Zufall im Jahr 2005 über die alte Marke Bergmann gestolpert und habe mir diesen Namen nur aus Jux reserviert, hab mir die Urkunde bei mir zuhause über Schreibtisch gehängt“, erzählt Raphael: „Irgendwann kam ein Freund rein und sagte, die Marke muss Du aber auch wirklich realisieren, sonst kann dir jemand die Marke wieder abnehmen. Und so ist die Geschichte damals gestartet.“ Raphael griff dabei auf eine alte Marke zurück, die einigen Dortmunder noch etwas sagt. Radeberger hatte vergessen oder versäumt, die Markenrechte zu verlängern.

Bergmann – alte Dortmunder Sorte

Es gab tatsächlich ein Bergmann-Brauerei von 1796 bis 1972. Die wurde 1971 an den Konkurrenten Ritter verkauft. 1972 stellte sie die Sorte ein und verkaufte nur noch „Ritter“-Biere. An der Stelle der alten Brauerei steht heute ein REWE-Supermarkt. Nichts erinnert an den historischen Ort. Immerhin kann man in dem Rewe das neue Bergmann-Bier kaufen. Obwohl naheliegend, hat der Name „Bergmann“ nichts mit Kohle zu tun. Bergmann war der Nachname des Gründers der Brauerei.

Die Stehbierhalle mit dem Werbeslogan der Brauerei

Um die Rechte an der Marke „Bergmann“, die Raphael beim Patentamt schützen ließ, zu behalten, suchte er eine Brauerei, die ihm ein Bier nach seinem Geschmack braute. Allerdings musste er gleich 6.000 Liter brauen lassen. Etwas viel für eine Person. Also trommelte er Freunde zusammen, die sich am ersten Sud beteiligten. Da Raphael gut vernetzt in Dortmund war, fanden sich schnell Leute, die auch eins dieser Bergmann-Biere wollten. Also begann er regelmäßig zu brauen. Schnell in einer eigenen kleinen Brauerei.

Dortmund – alte Brauerei-Stadt

Für Thomas Raphael ist das Bierbrauen bis heute Herzenssache. „Ich bin in den Siebzigern in Dortmund groß geworden . Damals war man noch Bierstadt Nummer eins. Wir hatten damals acht Brauereien in Dortmund. Das ist in der Folge der nächsten Jahrzehnte alles langsam den Bach runtergegangen. Das hat mich eigentlich immer gestört.“ Also wagte er den Schritt gegen den Platzhirschen Radeberger Brauerei, der zum großen Oetker-Konzern gehört, anzutreten. Radeberger braut in Dortmund u.a. Kronen-Bier, DAB oder Brinkhoffs Nr. 1 braut.

Bergmann-Brauerei von oben

Bergmann ist längst keine kleine Hinterhof-Brauerei mehr. Raphael und seine Geschäftspartner haben vor einigen Jahren eine größere Brauerei gebaut. An einem historischen Ort. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks Phoenix. Wer heute im Biergarten sitzt, schaut auf alte Gebäude des Stahlwerks, in dem heute die immersive Ausstellung „Phoenix des Lumières“ zuhause ist.

Aus dem Biergarten blicken die Gäste auch auf den alten stillgelegten Hochofen. „Der Hochofen ist ein Symbol für die alte Bierstadt Nummer eins mit Kohle , Stahl und Bier“, erzählt Raphael „Wir haben uns schon bewusst hier im Schatten des Hochofens angesiedelt, weil der Hochofen einfach zu unserer Marke passt und von daher zu der Tradition der Stadt Dortmund“.

Der Biergarten

Mittlerweile arbeitet auch Raphaels Sohn Carlo, ein gelernter Apotheker, in der Brauerei mit. „Wir haben nicht nur Export und Pils“, erklärt er die Philosophie der Brauerei: „Wir haben daneben noch unser Spezialbier, unser Schwarzbier. Und dann haben wir noch ein trübes Pils . Das Kellerpils“. Auch ein IPA und den oben bereits erwähnten Sud des Monats braut Bergmann heute.

Zahlreiche Sorten

„Wir haben auch eine ganz uralte Dortmunder Spezialität, das Adambier, was schon seit dem Mittelalter in Dortmund gebraut wurde und dann irgendwann in den 60er-Jahren in Vergessenheit geraten ist.“, sprudelt es auch Carlo heraus als ich ihn nach den verschiedenen Sorten frage: „Wir haben zum Beispiel auch unsere Hopfen-Sünde, die, wie der Name schon sagt , ein bisschen stärker gehopft ist. Oder die Sorte 1972 . Die wird in Anlehnung ans Jahr 72 gebraut, wo die alte Bergmann-Brauerei abgerissen wurde.“

Der alte Hochofen

Im Vergleich zum großen Dortmunder Nachbarn Radeberger ist das handgemachte Bergmann noch ein Winzling: „Es hat mal jemand gesagt, wir würden im Jahr ungefähr so viel produzieren wie die Radeberger-Brauerei an einem Vormittag. Das stimmt nicht mehr ganz . Wir kommen insgesamt auf 10.000 Hektoliter. Ich weiß nicht, was eine Aktienbrauerei da unten in der Steigerstraße macht Ich denke mal eine Million Hektoliter , also 10.000 zu einer Million, das sind die Dimensionen . Wir sind ein kleiner Handwerksbetrieb“, sagt Thomas Raphael.

Das „Handwerksbier“ hat es in Dortmund aber weit gebracht. es gibt es in beiden großen Supermarkt-Ketten Rewe und Edeka, anzahlreichen Kneipen und Restaurants. Außerdem hat die Brauerei selbst vier Orte, an denen sie ihr Bier ausschenkt. den Biergarten an der Brauerei, einen Biergarten an der Wasserburg Rodenberg, einen Ausschank am Phoenixsee und den eigenen Kult-Kiosk in der Dortmunder Innenstadt.


Das Geschäft mit der Heimat

In einem längeren Audio-Feature für „WDR 5 Neugier genügt“ hab ich mich ausführlich mit der Bergmann-Brauerei befasst. Das könnt ihr unten hören. Das Feature hab ich zusammen mit der Kollegin Corina Wegler produziert. Teile des Interviews sind in diesen Blog-Text mit eigeflossen.


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