22. November 2024

Kokerei Hansa in Dortmund

Alte Kühltürme

Es ist eins der schönsten Industriedenkmäler im Ruhrgebiet. Die 1992 stillgelegte Kokerei Hansa in Dortmund, die besichtigt werden kann.

Als „begehbare Skulptur“ verkauft die Stiftung Industriedenkmal die Kokerei Hansa. Man könnte es auch weniger verkauft ausdrücken: Die Kokerei ist einfach eine wunderschöne alte Industrieanlage mit verrosteten Maschinen, etwas verwittert. Und es macht Riesen-Spaß durch die Anlage zu schlendern und Maschinen und Gebäude anzusehen.

Maschinenhalle

64 Jahre wurde hier aus Kohle Koks gemacht. Von 1928 bis 1992. Wie das genau funktionierte, könnt ihr auf dem Gelände entdecken. Wobei es fürs Verständnis einfacher ist, an einer geführten Tour teilzunehmen. Die Tour führt auch rauf auf den benachbarten Turm der Zeche Hansa, von dem ihr einen herrlichen Blick über Dortmund haben.

Blick aufs Kokereigelände

Die Groß-Kokerei löste 1928 drei kleinere Kokereien ab, die damals noch direkt neben Zechen lagen. Später schlossen sich weitere Zechen an. Das war typisch für die 1920er-Jahre. Es gab zu dieser Zeit jede Menge kleine Kokereien im Ruhrgebiet, die sich aber als unwirtschaftlich herausstellten. deshalb wurden Groß-Kokereien wie Hansa gebaut. Es gab zeitweise 17 davon im Ruhrgebiet. In Spitzenzeiten Ende der 1960er-Jahren wurde hier in über 300 Öfen Koks produziert, über 1.000 Menschen arbeiteten in der Kokerei. Sie war zeitweise die größte Kokerei im Ruhrgebiet. Das Koks wurde unter anderem im Hoesch-Werk Phoenix in Hörde benötigt.

Kokerei Hansa

1992 ging die Kokerei außer Betrieb, weil auf dem Gelände des Stahlwerks Westfalenhütte die neue Kokerei Kaiserstuhl (offiziell: Kaiserstuhl III) gebaut worden war. Die damals modernste Kokerei Europas. Die arbeitete gerade mal acht Jahre bis zum Jahr 2000. Aufgrund des Niedergangs von Kohle und Stahl war die Kokerei nicht mehr ausreichend ausgelastet. Die Kokerei Kaiserstuhl wurde später übrigens 1:1 in Dortmund abgebaut und nach China verkauft, wo sie seit 2006 (bis heute) Koks erzeugt.

Dicke Rohre auf dem Kokerei-Areal

Eine Besonderheit in Dortmund sind riesige Stahlrohre, die quer durch die Stadt gehen und an vielen Stellen noch erhalten sind. Die hängen mit der Kokerei Hansa zusammen. Durch diese Leitungen wurde Kokereigas an die Stahlwerke geleitet, die damit ihren Energiebedarf teilweise stillten. Zudem wurden mit dem Kokereigas im Ruhrgebiet häufig auch Wohnungen und Häuser beheizt.

Seit 1998 steht die Kokerei unter Denkmalschutz. Sie ist die letzte von vormals 17 Kokereien im Ruhrgebiet, die noch erhalten ist. Heute sind einige Teile wegen Einsturzgefahr gesperrt. Einige Gebäude auf dem Areal wurden nach der Schließung der Kokerei abgerissen. Andere werden heute beispielsweise als Kletterhalle genutzt.

Streetfoodmarkt auf der Kokerei

Auf dem Kokerei-Gelände findet 2027 die Internationale Gartenausstellung IGA statt. Die IGA hat drei Haupt-Orte: Das Gelände der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen, auf dem bereits eine Bundesgartenschau stattgefunden hat, der Rheinpark in Duisburg und eben das Kokerei-Gelände in Dortmund. Für die Ausstellung wird für 10 Millionen Euro eine Fußgängerbrücke zum benachbarten künstlichen Deusenberg gebaut. Dort befindet sich heute ein Solarpark und eine Mountainbike-Strecke.

Ihr könnt das Gelände mit einer Führung oder mit einem Audio-Guide besichtigen. Die Kokerei liegt im Stadtteil Huckarde, ist mit dem Auto (Enscherallee 14 ins Navi) eingeben und mit der U-Bahn-Linie 47 Richtung Westerfilde (Haltestelle: Parsevalstraße). Auf dem Gelände finden auch Veranstaltungen wie die „Nacht der Industriekultur“ oder ein Streetfood-Markt statt. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Zeche Hansa und das Computerspiele-Museum Binarium.

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