Hohe Zäune und Mauern schützen normalerweise Häfen. Nicht in Bremerhaven. Dort kommt man bei einer Hafenrundfahrt ganz nah an Terminals und Container. Und in die so genannte verbotene Stadt.
Mit dem Schiff? Mit dem Bus? Mit beidem? Wer eine Tour durch den Hafen in Bremerhaven machen möchte, hat die Qual der Wahl: Er kann ein Ausflugsschiff nehmen oder mit dem Bus fahren. Beide Touren sind toll. Ich habe beide getestet. Beide haben ihre Vorteile.
Fangen wir mit dem Klassiker an: Hafenrundfahrt mit dem Schiff. Bei schönem Wetter ist das immer lustig. Die Tour startet an der Südkaje am Neuen Hafen (nicht weit vom Auswandererhaus entfernt). Los geht es mit Kapitän und Steuermann, die einen Clown gefrühstückt haben und mit mehr oder minder lustigen Sprüchen die Menschen durch den Hafen fahren. Sehr unterhaltsam. Hauptsache.
Es geht durch die neue Marina vorbei an Schwimmdocks der Lloyd Werft und am Kreuzfahrtterminal bis in den Auto-Hafen. Am Kreuzfahrtterminal „Columbus Cruise Center“ können vier Schiffe gleichzeitig festmachen. Es steht an historischer Stelle. Von hier haben im 19. und 20. Jahrhundert sieben Millionen Menschen Deutschland Richtung Amerika verlassen. Eine Geschichte, an die das Auswandererhaus erinnert. Wer es zeitlich schafft, sollte das Museum unbedingt ansehen. Es ist eins der schönsten Museen Deutschlands.
Doch zurück zur Hafenrundfahrt: Es geht an riesigen Schiffen vorbei, die bis zu 8.000 Autos nach Übersee transportieren. Bzw. gerade welche aus den USA gebracht haben. BMW und Mercedes produzieren zahlreiche große Modelle in Amerika. Die kommen hier in Bremerhaven an. Stehen auf riesigen Parkflächen oder in Parkhäusern. Im Hafen gibt es Platz für über 120.000 Autos. Bremerhaven ist der größte Autoumschlagplatz in Europa. In guten Jahren werden hier 1,2. Millionen Autos umgeschlagen. Hauptkunden: BMW und Mercedes, aber auch Toyota, Seat und Audi nutzen Bremerhaven.
Zudem befindet sich hier die größte Autowerkstatt der Welt. Hier werden Sonderwünsche wie ein Glasdach oder Ledersitze in japanische und koreanische Import-Fahrzeuge eingebaut. Die Autos kommen alle ziemlich gleich nur in unterschiedlichen Farben in Deutschland an. Sie werden erst in Bremerhaven umgebaut.
Die Bootstour dauert eine Stunde. Du kannst an der frischen Luft sitzen, kommst den dicken Pötten sehr nah. Das spricht für das Schiff. Allerdings kommt das nicht überall hin. Die Kräne und die Container seht ihr nur aus etwas Entfernung. Zur „verbotenen Stadt“, dem Containerterminal hat das Schiff keinen Zugang.
In diesen Bereich des Hafens kommt ihr nur mit dem Hafen-Bus. Der fährt logischerweise die Strecke über Land in den Hafen. Spannend: Er dreht eine Runde durch die Lloyd Werft. Dabei kann man sehen wie Schiffe im Trockendock liegen. Danach geht es in die „verbotene Stadt“. Ganz nah an Autos, Kräne und Container ran.
Der Guide erzählt wie die riesigen Auto-Transport-Fähren mit bis zu 8.000 Autos beladen werden. Vier Fahrer fahren jeweils ein Auto an Bord, dann werden sie von einem kleinen Bulli von Bord geholt und sie fahren vier weitere Autos an Bord. Pro Stunde schafft so jeder Fahrer (und Fahrerinnen, die machen den Job auch) vier Wagen aufs Schiff zu bringen. Offenbar die effizienteste und schnellste Möglichkeit die Schiffe zu beladen. Es geht vorbei an den riesigen Parkhäusern und Parkflächen, auf denen tausende SUVs stehen.
Zudem steuert der Bus in den Containerhafen. Direkt an die riesigen Verladekräne. Die Bus-Tour ist wahnsinnig informativ. Kleiner Nachteil: innerhalb der verbotenen Stadt ist Fotografieren verboten. Das betrifft aber nur einen kleinen Teil der Tour und kann man verschmerzen. Die Hafenbetreiber haben Angst vor Spionage.