Es müssen nicht immer München, Berlin oder Hamburg sein. Bremerhaven gehört zu den Städten, in denen es überraschend viel zu sehen gibt.
Ich war zu einer Tagung von Reisejournalisten nach Bremerhaven eingeladen. Und erst einmal skeptisch. Der Ruf von Bremerhaven ist ungefähr genauso gut wie der meiner Heimat, des Ruhrgebiets. Doch nach einem verlängerten Wochenende habe ich „wow“ gesagt. Ich traue mich gar nicht das Wort Museum zu empfehlen. Da verschrecke ich Menschen. Aber Klimahaus und Auswandererhaus sind auch eher Abenteuer-Parks für Wissens- und Erlebnishungrige. Und so nah an Container und Schiffe im Hafen kommt ihr auch nur in Bremerhaven. Hier die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen:
1. Fahrt in die verbotene Stadt
Eine verbotene Stadt gibt es nicht nur in Peking, sondern auch in Bremerhaven. Gemeint ist der Hafen. Für Normalsterbliche bleibt der meistens verschlossen oder man muss mit einem Boot am Hafen vorbei schippern. Nicht in Bremerhaven. Da gibt es den Hafenbus, der mitten reinfährt. Direkt an Containern, den riesigen Kränen und Schiffen vorbei. Millionen Autos werden hier jährlich verladen. Der Containerhafen ist nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg der viertgrößte Europas. BMW und Mercedes verschiffen hier zum Beispiel ihre Fahrzeuge. Auch ein Blick in Trockendocks bietet die Fahrt. Weil es aber durch die „verbotene Stadt“ geht, ist während Teilen der Fahrt Fotografieren verboten. Spionage-Gefahr. Ihr könnt mit Bus und Schiff durch den Hafen. Ich habe noch eine ausführliche Reportage zum Auto-Umschlagplatz Bremerhaven und zur Hafenrundfahrt geschrieben. Für mehr Infos bitte klicken.
2. Nach Amerika auswandern
Eins der beiden wunderbar unterhaltsamen Museen ist das Auswandererhaus. Sieben Millionen Menschen sind von Bremerhaven ausgewandert, hauptsächlich in die USA. Das Haus steht genau an dem Platz, an dem früher die Menschen die Schiffe betraten. Ihr könnt die Schritte der Auswanderer genau nachvollziehen. Ihr sitzt im Warteraum, geht die Brücke zum Schiff hoch, seht die Kabinen an Bord und die Speiseräume und kommt letztendlich in Ellis Island und am Grand Central Terminal in New York an. Am Eintritt bekommt ihr eine Karte, anhand derer ihr an verschiedenen Stationen die Reise eines bestimmten Passagiers nachvollziehen könnt. In einer eigenen Geschichte mit Bildergalerie habe ich das näher beschrieben. Das Museum wurde inzwischen um die Einwanderungsgeschichte nach Deutschland erweitert.
3. Zu Fuß in die Antarktis gehen (und wieder zurück)
Das Klimahaus (siehe Bild ganz oben ovales Gebäude links) ist das zweite erlebnisorientierte Museum. Ihr geht zu Fuß von Bremerhaven durch die Schweiz und Afrika bis zur Antarktis. Und von dort wieder zurück über Samoa, Alaska und eine Hallig. Mal ist es heiß im Museum wie in der Sahel-Zone in Afrika, mal eiskalt wie in der Antarktis. Ihr trefft einen Waran und ganz viele bunte Fisch. Das Museum zeichnet einen Weg entlang des 8. Längengrad Osts (deshalb der offizielle Name „Klimahaus 8 Grad Ost“) nach, der Rückweg geht über den 172. Längengrad West. Entlang dieser Linien liegen die beschriebenen Länder. Das Klimahaus versucht das Leben dort genau zu vermitteln. Und dafür wird dann mal die Heizung auf 40 Grad angeworfen oder ihr geht durch eine Eislandschaft.
4. Das „Schulschiff Deutschland“ besichtigen
Was ein mächtiger Dreimaster. Das 86 Meter lange 1927 gebaute „Schulschiff Deutschland“ liegt in Bremerhaven. Ihr könnt es besichtigen. Ihr könnt auf dem Schiff auch übernachten oder heiraten. Auf dem Segelschiff wurden Handelsseeleute ausgebildet. Es fuhr bis 1944 auf den Meeren, war kurzzeitig Lazarettschiff, wurde dann für Schulungen im Hafen genutzt. Seit 2021 liegt es im Neuen Hafen in Bremerhaven. In unmittelbarer Nähe des Auswandererhauses.
5. Bremerhaven von oben bewundern
Das 147 Meter hohe Atlantic Sail Hotel (Hochhaus im Bild ganz oben) sieht ein wenig wie der kleine Bruder des Burj al Arab in Dubai aus (321 Meter hoch). Im 20. Stock befindet sich eine Aussichtsplattform in 77 Meter Höhe. Ihr könnt noch eine Treppe hochgehen und habt dann aus 86 Metern Höhe einen super Blick über den Hafen. Auf dem Klimahaus gibt es auch eine Aussichtsplattform. Für ein gutes Foto sind da aber Teile des Gebäudes im Weg.
6. Im Outlet-Center shoppen
Gerry Weber, Puma, Marc O’Polo, Adidas, Ravensburger – das Outlet-Center neben dem Klimahaus ist ein typisches seiner Art. Aufgemacht wie eine kleine italienische Stadt. vergleichbar mit dem Wertheim Village. Nur nicht ganz so groß und überdacht. Über 50 Outlet-Stores gibt es hier. Wer ganz normal shoppen möchte, kann von dort auch durch einen Glas-Brücke über die Straße ins Columbus-Einkaufscenter gehen.
7. An den Strand gehen
Bremerhaven hat tatsächlich einen zumindest kleinen Strand. Mit Strandkörben und Blick auf die dicken Pötte auf der Weser. Füße eins Wasser ist erlaubt, schwimmen wegen der starken Weser-Strömung leider nicht. Trotzdem ein sehr schöner Ort, um zu sonnen oder einen Cocktail oder Kaffee im Sand zu trinken.
8. Alte Schiffe gucken
Ein U-Boot, ein alter Walfischfänger. Hinter den Havenwelten mit dem Klimahaus liegt der Museumshafen mit alten Schiffen. Da könnt ihr einfach so durchschlendern und die alten Boote bewundern. Wer noch mehr wissen will, kann ins benachbarte Deutsche Schifffahrtsmuseum gehen. Highlight der Ausstellung ist eine alte Bremer Kogge aus dem Jahr 1380, die 1962 im Schlamm der Weser gefunden wurde.
9. In den Zoo am Meer gehen
Der kleinste Zoo Europas. Wunderbar gelegen am Wasser. Hier wohnen Wasser-Tiere wie Eisbären, Seehunde, Pinguine und Fische. Ergänzt um Pumas und Affen. Der Zoo taucht auch regelmäßig im Ersten in der TV-Serie „Seehund, Puma und Co“ auf. Weltweit bekannt wurde er, weil er nachweisen konnte, dass es schwule Pinguine gibt. Weil zu wenig Weibchen im Zoo wohnten, bildeten Männchen Paare. Selbst als neue Weibchen eingezogen waren, blieben männliche Paare zusammen. Sie brüteten sogar von anderen Paaren verstoßene Eier aus.
10. Fisch im Fischereihafen essen
Die Attraktionen 1 bis 9 liegen alle in der Nähe der Havenwelten bzw. Neuen Hafen. Auch die Touren durch den Hafen starten hier. Etwas weiter entfernt ist der Fischereihafen. Hier gibt es Fisch-Restaurans, ein Fisch-Koch-Studio, einige hübsche Boutiquen, Cafés und regelmäßig Fischmarkt. Außerdem steht hier das Theater am Fischereihafen. Die Firma Nordsee hat hier ihre Firmenzentrale. Im Fischereihafen gab es Packhallen, eine Fischauktion, ein Dutzend Fischkutter konnten gleichzeitig gelöscht werden. Die wunderschöne Backstein-Packhalle IV, in der heute viele Restaurants zuhause sind, stammt von 1911.