29. März 2024

Lost Places in Estland: Die Linnahall in Tallinn

Sie ist ein Monstrum. Ein Überbleibsel aus der Sowjetzeit: Die gigantische Beton-Veranstaltungshalle Linnahall. Wegsprengen oder umbauen? Darüber diskutiert Tallinn schon seit Jahren.

A-Ha und Duran Duran haben hier gespielt. Und die Eishockeymannschaft von Tallinn. Alle Sowjetgrößen waren hier. Die Kommunistische Partei hat hier Regional-Parteitage abgehalten. 5.000 Sitzplätze hatte die Halle. Ein historischer Ort. Ein gigantisches Beton-Bauwerk, das leer steht und zumindest innen verfällt. Es ist eins der hässlichsten Gebäude in Tallinn, aber vielleicht auch eins der spannendsten. (Auf dem Foto oben ein Teil des Eingangsbereichs).

Das Dach der Halle, über das man gehen kann. Die Halle sollte den Blick auf die Innenstadt nicht verstellen

Ich will die Halle erkunden. man kann nämlich über ihr Dach gehen. Es geht immer geradeaus. Immer über Beton. Der Weg will gar nicht enden. Verfallene Gebäude haben ihren Reiz, also gehe ich vom Parkplatz die Treppen hoch auf die Halle. Es geht geradeaus, dann wie ein paar Treppen hoch und wieder geradeaus. Rund 300 Meter lang. Die Halle ist nicht hoch, sondern lang. Sie zieht sich von der Tallinner Innenstadt bis zum Meer. Zwischendurch Graffiti, ein paar Bauzäune. Ansonsten scheint dieses gigantische Bauwerk aus der Sowjetzeit unkaputtbar.

So hässlich dieser Betonbau ist, so schlau ist er architektonisch angelegt. Tallinn liegt zwar am Meer, die historische Innenstadt ist aber nicht direkt am Wasser, sondern etwas landeinwärts gebaut. Die Linnahall sollte eine Verbindung zwischen dem Meer und der City herstellen. Um den Block nicht zu verstellen, ist sie so flach gebaut. Abr sie ist eben auch ein Symbol der Sowjetzeit. Ein Symbol der ungeliebten Besatzer Estlands. Ein Symbol des Landes, von dessen Nachfolger Russland sich Estland bedroht fühlt.

Die 300 Meter lange Linnahall geht bis zum Meer

Linnahall heißt sie erst seit Estland unabhängig ist. Vorher trug sie einen typisch sozialistischen Namen: Wladimir-Iljitsch-Lenin-Palast für Kultur und Sport. Gebaut Ende der 1970er-Jahre für die Olympischen Spiele 1980, deren Segelwettbewerbe in Tallinn stattgefunden haben. Seit 2009 steht die Halle leer. Die Stadt hat bisher vergeblich nach Investoren gesucht. Es gibt sogar (siehe Video) Pläne wie die Halle wieder instand gesetzt werden könnte. Nur niemanden, der in die Ruine investieren will.

Pläne für die Linnahall in der Animation

Örtliche Gruppen veranstalten Rundgänge mit Laternen durch die Ruine. Meistens leider nur in estnisch oder russisch. Informationen gibt es in der Tourist-Info an der Nicolai-Kirche.

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