29. März 2024

Olympia: Die Olympischen Spiele in der Antike

Die Olympischen Spiele der Antike hatten mehr mit unseren gemein als man denkt. Eine Spurensuche am historischen Ort Olympia in Griechenland.

Es wurde gerannt, gesprungen, geworfen, aber auch gerungen und geboxt. Erst ging es um Ruhm und Ehre, später um Geld und Reichtum. Kommt einem alles irgendwie bekannt vor, oder? 1.000 Jahre oder vielleicht noch mehr hat es die antiken Spiele, an denen sich unsere orientieren gegeben. Mindestens 291 Mal. Die Spiele der Neuzeit mussten schon mehrfach ausfallen (Kriege) oder verschoben werden (Pandemie 2020). Die antiken Spiel fanden dagegen unfassbare 211 Mal alle vier Jahre statt. Erst 67 nach Christi kommt es erstmals auf Anweisung von Kaiser Nero zu einer Verschiebung.

Das antike Olympiastadion

Die Geschichte der Spiele beginnt 776 vor Christi recht bescheiden. Es gibt nur eine einzige Disziplin: Den Stadionlauf. Nach und nach kommen ab den 14. Spielen 724 vor Christi weitere Sportarten hinzu. Sprint und Langstreckenläufe. Diskus- und Speerwurf. Fünfkampf. Boxen, Ringen, aber auch eine Art Mixed Martial Arts. Ein Allkampf, in dem fast alles erlaubt war. Außer die Augen des Gegners auszustechen (mehr über die Disziplinen in diesem Artikel).

Stadionlauf und Langstreckenlauf

Die meisten Sportarten wurden im 192 Meter langen Stadion ausgetragen (Bild oben). Zum Beispiel der Sprint über eben diese 192 Meter, eine Stadionlänge. Oder der Langstreckenlauf über 20 bzw. 24 Stadionlängen. Außer für die Schiedsrichter gab es im Stadion keine Tribünen oder festen Sitzplätze. Die bis zu 10.000 Zuschauer saßen rund um die Laufbahn auf den Grasflächen.

Königsdisziplin Wagenrennen

Neben dem Stadion gab es auch noch das Hippodrom, in dem Pferderennen und die Königsdisziplin – das Wagenrennen – ausgetragen wurde. Das Rennen ging über fast 14 Kilometer oder 12 Runden und war sehr gefährlich. Ausgezeichnet wurde aber nicht der geschickteste Wagenlenker, sondern der Besitzer der Pferde bzw. des Gespanns. Zudem gab es im Hippodrom, das noch verschüttet und nicht ausgegraben ist, Rennen mit Stuten, Fohlen oder Maultieren.

Rundtempel des Phillipeon auf dem Gelände

Die Spiele waren aber mehr als ein rein sportlicher Wettkampf. Es ging auch um die Huldigung der Götter. Im Zeustempel (Teile des Tempels stehen noch, der Giebel ist im nahegelegenen archäologischen Museum zu bewundern) glänzte ein 13 Meter hoher sitzender Zeus aus Elfenbein und Gold, dem Opfer gebracht wurden. Zum Start der Spiele opferten ihm Besucher 100 Rinder. Ein Teil des Fleisches ging aber an die Sportler, die auf dem Gelände wohnten.

Ihre Trainingsstätten im Gymnasion können heute ebenfalls besichtigt werden. Auf dem Gelände wohnten auch die Schiedsrichter, die Zuschauer kampierten wohl etwas außerhalb des Geländes in Zelten oder lagen einfach nur unter den Bäumen. Einen Monat vor dem Spielen und während der Spiele herrschte olympischer Friede. Das sollte garantieren, dass Sportler ungehindert nach Olympia reisen konnten.

Die Ausgrabungsstätte

An den Wettkämpfen nahmen ursprünglich nur griechische Bürger teil. Zum Beispiel aus Athen, Sparta oder Korinth. Mit der Eroberung Griechenlands durch die Römer 146 vor Christi waren auch Römer startberechtigt. So finden sich in den späteren Siegerlisten auch Bürger aus Alexandria und aus allerlei römischen Provinzen. Mit den Römern veränderte sich auch der Charakter der Spiele. Sie tauschten die griechischen Gottheiten durch römische aus. Es ging aber auch zunehmend um Geld statt um die Ehre wie bei den Griechen. Sieger bekamen Geldpreise statt des Kranzes aus Olivenzweigen, es wurde viel gewettet. Zahlreiche olympische Wettkämpfe exportierten die Römer ins Kolosseum nach Rom.

Nero gewinnt Wagenrennen – und Tragödiendichtung

Wie wichtig die Spiele den Römern waren, zeigt sich auch an prominenten Teilnehmern. Der spätere römische Kaiser Tiberius trug sich im Stadionlauf in die Siegerliste ein. Kaiser Nero taucht 67 nach Christi sogar sechsmal als Sieger auf. Unter anderem in Tragödiendichtung, das auf Wunsch Neros olympisch wurde, danach aber nie wieder ausgetragen wurde, und im Wagenrennen. Und das obwohl er beim Wagenrennen gestürzt sein soll. Aber dem Kaiser konnte man den Sieg wohl nicht verwehren.

Der Hera-Tempel, an dem seit 1936 das olympische Feuer entzündet wird

Interessant ist aus heutiger Sicht auch der Hera-Tempel (siehe Foto oben). Hier wird alle vier Jahre das Olympische Feuer entzündet und mit einer Fackel zum Austragungsort der Spiele getragen. Übrigens eine Erfindung der Nazis für die Spiele 1936. Tatsächlich gab es solche Fackelläife aber auch im antiken Griechenland.

Zur Anlage gehören auch zwei Museen: Das archäologische und das olympische Museum. Im archäologischen sind viele Figuren und Skulpturen vom Areal in Olympia zu sehen. Es drehte sich viel um Mythologie, antike Geschichte und Gottheiten. Es sind beispielsweise Figuren von Nike und Hermes zu sehen, die ursprünglich auf dem Wettkampfgelände standen. Zudem sind die Figuren des Giebels des Zeustempels so aufgestellt wie sie damals am Tempel angebracht waren (siehe Foto unten). Dieser Aufbau zeigt wie riesig die Tempel und die Wettkampfstätten waren. Die Ausstellung gilt als eine der bedeutendsten in Griechenland, ist aber ähnlich wie die Ausgrabungsstätte in Mykene etwas für Menschen mit einer gewissen Vorbildung in griechischer Mythologie.

Die Nachbildung des Giebels im archäologischen Museum

Wer sich für die Wettbewerbe interessiert, der ist im zweiten Museum richtiger. Im „Museum der Geschichte der antiken Olympischen Spiele“. Hier sind die einzelnen Sportarten näher beschrieben. Wer teilnehmen durfte, wie die Teilnehmer übernachteten, worin sie sich gemessen haben. Zudem gibt es Nachbildungen des Geländes und 3D-Animationen, sodass man besser verstehen kann, wie die Spiele abgelaufen sind. Neben den olympischen gab es weitere sportliche Spiele im antiken Griechenland. Auch diesen Wettbewerben widmet sich das Museum.

Der heutige Ort Olympia

Im Gegensatz zum idyllischen Bergdorf Delfi hat Olympia wenig mehr als die Ausgrabungsstätte und die Museen zu bieten. Im Wesentlichen besteht der heutige Ort aus drei Parallelstraßen mit Souvenirläden, Restaurants und Hotels. Und die Mücken, die der Fluß anlockt natürlich auch. Mückenspray nicht vergessen! Für den Ort selber muss man also keine Zeit einplanen.


3er-Kombi-Ticket

In Olympia gibt es ein 3er-Kombi-Ticket, das neben der Ausgrabungsstätte auch das archäologische Museum und das Olympia-Museum in unmittelbarer Nähe einschließt. Wie bei fast allen Ausgrabungsstätten und Museen gibt es im Winter eine Ermäßigung. Von 1. November bis 31. März kosten Eintrittskarten nur die Hälfte. An allen November-Sonntagen ist der Eintritt in zahlreiche Museen in Griechenland kostenlos. Dies gilt auch für Ausgrabungsstätten wie Olympia oder Delphi.


ZDF/History Channel Doku „Olympiaden der Antike“ (2000)

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