Zu den spannendsten Abenteuern in Tallinn gehört die Besichtigung der unterirdischen Gänge. Ihr kommt durch das Museum Kiek in de Kök in die Katakomben.
Kiek in de Kök ist so etwas wie das Überraschungsei unter den Museen. Es hat allerdings nicht nur eine, sondern gleich fünf zu bieten. Kiek in de Kök zeigt wie Künstler früher in der Befestigungsanlage gelebt haben, wie sowjetische Funktionäre bei den Olympischen Spiele 1980 dort gefeiert haben, wofür die Anlage überhaupt gebaut wurde, wo es in Tallinn spukt und natürlich die unterirdischen Bastionsgänge.
Die meisten kommen natürlich wegen der unterirdischen Anlage. Lange Gänge führen unter dem Tallinner Domberg her. Sie wurden um 1630 zur Lagerung von Munition gebaut. Über die Jahrhunderte hatten sie immer wieder andere Funktionen. Im Zweiten Weltkrieg lagerten hier die Bestände des estnischen Schifffahrtsmuseums, die Sowjets stapelten Parteipropaganda in den Gängen, später lebten Obdachlose und Punks hier.
Diese Geschichte ist anschaulich mit Bildern, Figuren, Gegenständen und Geräuschen dargestellt. Alles stimmungsvoll ausgeleuchtet. Als Besucher geht ihr durch die Gänge, einzelne Räume sind der Nutzung in unterschiedlichen Epochen gewidmet. Einmal steht ein Punk in Lebensgröße neben euch, ein anderes Mal steht ihr an einem Schreibtisch mit altem sowjetischen Telefon. In einigen Gängen sind auch Fundstücke wie alte Grabsteine ausgestellt.
Knapp 500 Meter Gänge sind für Besucher geöffnet. Ihr könnt allein durch die Katakomben, aber auch Führungen mit vErläuterungen buchen. Aber eigentlich erklärt sich alles von allein. Am besten schaut ihr in der Bilder-Galerie oder im Video. Das ist beides wesentlich anschaulicher als ich es hier im Text beschreiben kann.
Die Gänge sind aber eben nur ein Teil des Museums. Die anderen Teile sind ebenfalls total spannend und super gemacht. Die erste Station widmet sich Künstlern, die den Befestigungsturm zeitweise als Atelier und Wohnung genutzt haben, in diesem Mittelteil sind auch bei Cafés untergebracht. Eins im Ritter-Style, schön gemacht, das andere ist aber das wesentlich spannendere. Hier könnt ihr sehen in welchem Interieur sowjetische Funktionäre während der Olympischen Spiele in Tallin gefeiert haben. In Tallinn wurden 180 die Segelwettbewerbe der Moskauer Spiele ausgetragen.
In einem zweiten um 1475 erbauten Turm dreht sich alles um die Geschichte der Befestigungsanlage und der Geschichte der Stadt im Mittelalter. Und um den seltsamen niederdeutschen Namen „Kiek in de Kök“, der übersetzt „Blick in die Küche“ heißt. Wahrscheinlich weil Soldaten von den höheren Türmen in Küchen schauen konnten. Wie das Leben in diesen Küchen, aber auch bei den Soldaten war, erfahrt ihr im Turm.
Und dann gibt es in einem angrenzten Haus noch eine Sonderausstellung, in der es spukt. Geister sollen ihr Unwesen hier treiben. Schon vor Jahrzehnten wurde ein Film über die übernatürlichen Phänomene in diesem Haus gedreht. Der wird gezeigt genauso wie die Geschichte von Menschen, die sich für paranormale Medien gehalten haben. Äh. Solche gewesen sind, Ach, guckt selber. Sehr unterhaltsam.
Der Besuch von Kiek in de Kök ist in der Tallinn-Karte enthalten. Ihr könnt euch dort eine längere Zeit aufhalten. Zwei Stunden solltet hr schon mitbringen, wenn ihr alles erkunden wollt. Und das solltet ihr. Es ist nämlich ein richtig toll gemachtes Museum inklusive der wunderbar hergerichteten unterirdischen Katakomben.