28. März 2024

Der Siegeszug der Spezi

Das berühmte Cola-Orange-Mischgetränk Spezi wurde in Augsburg erfunden. Doch nicht jeder Mix darf sich Spezi nennen. Deshalb heißt die Konkurrenz beispielsweise Mezzo Mix, Mischmasch oder Schwip-Schwap.

Das kleine Brauhaus Riegele in Augsburg hatte 1956 eine geniale Idee. Der Inhaber hatte beobachtet wie die Menschen in Kneipen ein Mischgetränk aus Cola und Fanta bestellten. Die Wirte schenkten das aus, allerdings blieb dabei in kleinen Flaschen immer etwas übrig, das schal wurde und weggeschüttet werden musste. Zudem war das Mischen zeitaufwendig. Das muss nicht sein, dachte sich der Brauereichef und erfand „Spezi“. Der Name gehörte ihm ohnehin, weil er ein gleichnamiges Bier ausschenkte. Aus dem Bier wurde einfach ein Cola-Orangen-Mix, der von Augsburg seinen Siegeszug antrat.

Anfangs nur in Augsburg populär

Anfangs war das Getränk nur in Augsburg und Umgebung populär. Doch es sprach sich rum, dass es da eine Brauerei gab, die ein Getränk namens Spezi auf den Markt gebracht hatte. Nun war die Riegele-Brauerei aber zu klein, um damals ganz Bayern mit Spezi zu versorgen. Also verkaufte Riegele 1974 die Markenrechte an die Münchener Paulaner Brauerei, zum anderen gründete die Augsburger Brauerei mit anderen Klein-Brauereien den Spezi-Markenverband, mit dem sie bis heute Spezi in ganz Deutschland vertreibt.

Dauerclinch mit Paulaner Spezi

Bis heute ärgern sie sich bei Riegele über den Verkauf der Lizenz an Paulaner. Die Münchener Brauerei musste nämlich nur einmal den Mini-Betrag von 10.000 DM bezahlen und darf jetzt bis in alle Ewigkeit eine Spezi produzieren. Und super Geschäft für Paulaner. Die Spezi ist mit 900.000 Hektoliter Produktion im Jahr eins der erfolgreichsten Getränke des Brauereikonzerns. Riegele ist gegen die Nutzung der Marke „Spezi“ durch Paulaner 2022 gerichtlich vorgegangen. Die Paulaner-Spezi schmeckt übrigens anders als die anderen Spezis.

Die Fuggerei (Foto), die Puppenkiste und Spezi – dafür ist Augsburg bekannt und berühmt

An Paulaner hat Riegele also die Rechte am Namen verkauft, an den Coca-Cola-Konzern oder Pepsi nicht. Deswegen erfanden die in den 1970ern als das Getränk sehr populär war, ihre eigenen Mix-Getränke. Mezzo Mix und Schwip Schwap. Bis heute verkaufen die beiden US-Getränkeriesen mehr Liter als der Spezi-Erfinder. Das Getränk ist übrigens weitestgehend ein deutsches Phänomen. Auch in Österreich, den Niederlanden und in Finnland feiert es Erfolge, sonst schauen die Menschen wegen der komischen Farbe manchmal verächtlich auf den Cola-Mix. „Sumpflimonade“ sagen beispielsweise Getränkeexperten aus den USA.

Welcher Cola-Mix ist am beliebtesten in Deutschland?

Seit den 2010er-Jahren feiert die Spezi einen neuen Siegeszug. Die Absatzzahlen aller Marken steigen. Marktführer ist nach eigenen Angaben Schwip-Schwap von Pepsi. Doch das Original aus Augsburg und die Paulaner-Variante holen auf seit sie in ganz Deutschland erhältlich sind. Die Original-Spezi gibt es inzwischen auch in den Varianten „Zero“ und „Energy“ mit Taurin. Das Fachmagazin Inside sieht beim Absatz Spezi von Paulaner (2020: 600.000 Hektoliter; 2022 schon 900.000 Hektoliter) vor der Original-Spezi (420.000 Hektoliter).

„Der“, „die“ oder „das“ Spezi?

Bleibt noch die Frage: Heißt es „die“ oder „das“ Spezi? Laut Duden ist beides erlaubt. In Bayern ist eher „das“ Spezi üblich. Auch auf den Webseiten des Markenverbandes und von Paulaner heißt es „das“. Weiter im Norden bestellen die Menschen dagegen eher „die“ Spezi. Aber vielleicht heißt es ja doch „der“ Spezi. Der Name ist nämlich vom bayerischen „Spezi“ oder „Spezl“ wie Kumpel abgeleitet.

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