Die Altstadt von Dschidda steht auf der Weltkulturerbe-Liste. Die Vielzahl der alten Häuser ist beeindruckend.
Ein wunderbares Haus, noch ein wunderbares Haus und um die Ecke noch eins. Was einem anderenorts als „beeindruckende Altstadt“ verkauft ist, entpuppt sich manchmal als Ansammlung von drei bis sechs Häusern. In Dschidda ist das anders. 350 alte Handelshäuser aus dem 19. Jahrhundert stehen hier auf engstem Raum. Und das ist leider nur das, was übrig geblieben ist. ursprünglich waren es sogar einmal 1.000 der drei- bis sechsstöckigen Häuser.
Noch bis weit in die 2000er-Jahr verfiel das Altstadt-Viertel. Viele Häuser fielen durch Wind und Wetter und weil sie nicht mehr gepflegt wurden ineinander. Nicht etwa die Reichen wohnten in dem prächtigen Viertel, sondern die ärmsten der Armen. Arbeitsmigranten. Doch Saudi-Arabien hat noch den Bogen bekommen bevor alles in sich verfallen war. Seit 2014 steht die Altstadt auf der Liste des UNESCO-Kulturerbes. Seither pflegt der saudische Staat das Viertel und renoviert ein Gebäude nach dem anderen.
Feilschen um die Braut
In manche der alten Kaufmannshäuser kann man reingehen. Die Familien zeigen, wert wo gesessen und gewohnt hat. Die jungen Männer vorn rechts, die älteren Männer etwas weiter oben. Die Frauen weiter oben. Streng getrennt und doch so gebaut, dass die Frauen alles hören konnten, wenn die Männer unten mit einer anderen Familie über eine Braut feilschten.
Dschidda und Saudi-Arabien im Video
An das Viertelschließt sich noch heute der Souk an. Der markt, auf dem es Obst,Gemüse, aber auch Weihrauch-Ständer, Schuhläden oder Geschäfte gibt, die Dutzende verschiedene Sorten Datteln verkaufen. So kann man eine schöne Kultur-Shoppingtour machen: Häuser. Markt. Wieder Häuser. Die meisten stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden früher von reichen Kaufleuten bewohnt. Mittlerweile glänzen viele Häuser. Auf einigen kann man auf dem Dach Kaffee trinken. Um andere kümmern sich Künstler, die sie verschönern, in anderen wohnen noch die alten Kaufmannsfamilien. Langsam ziehen auch Souvenirläden ein.
Blüte durch Suezkanal
Doch woher kommt dieser Reichtum der Stadt am Roten Meer? Das hat zwei Gründe. Dschidda war seit dem 7. Jahrhundert das Tor für alle Pilger nach Mekka. Später entwickelte sich der Hafen zudem zum wichtigsten zentralen Umschlagplatz für Waren aus Afrika und Indien, die ins Osmanische Reich importiert wurden. Durch die Eröffnung des Suezkanals 1869 blühte die Stadt immer weiter auf. Und machte die örtlichen Händler reich, die sich dann prächtige Turmhäuser in die Altstadt setzten.
Dschidda war wegen der Lage am Meer und den vielen Pilgern auch immer ein Stück liberaler und weltoffener als die restliche arabische Halbinsel. So ist die Stadt auch heute noch. Durch Pilger, das Formel-1-rennen oder den Hauptsitz des saudischen Öl-Unternehmens Aramco kommen bis heute viele internationale Gäste. Auch Kreuzfahrtschiffe machen seit einiger Zeit in Dschidda fest. Solltet ihr an Bord sein, seht euch unbedingt die Altstadt an. Da können andere Attraktionen wie die Corniche nicht mithalten.
Freier Blick auf Männer
Unter Schutz steht die Altstadt zum einen wegen des riesigen Ensembles an Häusern, zum anderen aber auch wegen des einzigartigen Baustils der „Roshan-Turmhäuser“. Roshan oder Roschan heißen die prächtigen Fensterläden, die es in braun, grün und blau gibt. Sie sorgen für die Belüftung der Häuser. Sind die Schnitzereien engmaschiger, wohnten in diesen Räumen Frauen, die von außen nicht gesehen werden durften. Auf Männer gab es dagegen von der Straße freien Blick.