Ob in der Mittagspause oder am Abend. Die Menschen in Seoul erholen sich gern am Ufer des Cheonggyecheon. Das ist noch gar nicht so lange möglich.
Ein herrlich angestrahlter Wasserfall fällt laut in ein Becken, Menschen überqueren auf dicken Steinen das Flussbett, unter einer Brücke spielt ein Straßenmusiker, tausende Menschen lassen die Füße ins Wasser baumeln. Es ist heißer Juli-Tag mit wahnsinnig hoher Luftfeuchtigkeit. Bis spät in die Nacht genießen die Menschen die frische Luft am Fluss während es in der ganzen Stadt unerträglich stickig ist. Auch jetzt noch um 23 Uhr.
Mit viel Liebe zum Detail ist das Gelände restauriert worden. Immer wieder liegen Sticke Steine im Flussbett, über die man den Bach überqueren kann. An den Wänden hängen Tafeln, auf denen steht wie viele Kalorien man beim Spaziergang verbraucht. Das Land will seine Bürger zur Bewegung animieren. Solche Hinweisschilder finden sich überall in der Stadt. Darüberhinaus kann man auf historischen Fotos sehen wie es hier früher ausgesehen hat. Einfach ein schöner Ort zur Erholung.
Am Ufer durch Seoul spazieren
Auch als Besucher kann man hier toll ein paar Schritte gehen. Zum Beispiel auch die etwa drei Kilometer entlang des Flusses von der City bis nach Dongdaemun Market. Nach dem Bürodistrikt folgen schnell Garküchen und dann der Dongdaemun-Markt mit tausenden von Textilienhändlern und riesigen Hallen, in denen es vom Hut über Hemden bis zum Gürtel nur Textilien gibt. Ein sehr schöner Spaziergang, Inder man der alten Lebensader der Stadt nahe kommt.
Dieses Vergnügen können die Menschen seit Ende 2016 genießen. Über zehn Jahre hat die Stadt den Cheonggyecheon umbauen und renaturieren lassen. Er fließt zwar immer noch in einem Beton-Kanal, aber immerhin gibt’s dazwischen etwas Lehm im Flussbett und ein paar Bäume und Sträucher. In der Bauzeit von 2005 bis 2016 ist eine kleine etwas grünere Oase mitten in der City von Seoul entstanden. Ein enormer Fortschritt.
Von der Kloake zum Frischluft-Bach
Denn der Fluss war vorher eine Kloake. Ein Abwasserkanal. Vergleichbar mit der Emscher im Ruhrgebiet. Am Ufer des Bachs begann das koreanische Wirtschaftswunder. 1958 wurde der Fluss zubetoniert. Danach auch noch eine Autobahn drüber gebaut. 2003 entschied der damalige Bürgermeister, den Schandfleck verschönern zu lassen. Da der Bach fast versiegt war, wird Wasser vom Han-Fluss eingeleitet. Heute dient der Fluss auch der Versorgung der Stadt mit Frischluft.
Es gibt durchaus auch Kritik an dem Projekt, weil viele kleine Händler verschwunden sind. Sie haben vorher von einfachsten Hütten und Geschäften entlang der Straße ihre Waren verkauft. Und sind nach und nach verschwunden. Zudem gab es Kritik von Umweltorganisationen, die den Fluss nicht ökologisch und authentisch genug fanden.
Naherholungsgebiet in der City
Die Menschen aus den nahegelegnen Büros nehmen hier jedenfalls gern ihr Mittagessen ein. Am Abend versammeln sich junge Paare und Familien am Ufer des Flusses. Lassen die Füße im Wasser baumeln oder gehen ein paar Schritte am Fluss. Unter den Brücken spielen Straßenmusiker. Das Wasser und der Wasserfall sind mit bunten Farben angestrahlt. Im Sommer ein toller Ort, um mitten in der Großstadt der Hitze zu entfliehen.